Um den Verfall der Brücken in Niedersachsen zu stoppen, will die Landesregierung in den kommenden drei Jahren 30 zusätzliche Stellen für Brückeningenieure schaffen. Das geht aus einem Entwurf des Verkehrsministeriums für einen «Masterplan Brücke» hervor, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Zunächst hatte die «Braunschweiger Zeitung» darüber berichtet.
Die 30 Ingenieurstellen - jeweils zehn in den Jahren 2025 bis 2027 - sollen helfen, ein sogenanntes Erhaltungsgleichgewicht zu erreichen. Damit ist gemeint, dass die Zahl der kritischen Brücken, die ersetzt werden müssen, konstant unter 100 gehalten werden soll. Derzeit sind landesweit 150 Brücken in einem kritischen Zustand.
Verkehrsminister Olaf Lies sagte im Landtag, die Infrastruktur sei seit Jahren chronisch unterfinanziert. «Wir fahren schon lange auf Verschleiß», sagte der SPD-Politiker. «Je länger Erhalt und Sanierung auf die lange Bank geschoben werden, desto aufwendiger, langwieriger und teurer wird es am Ende. Der Verkehrssektor muss deshalb raus aus dem Sanierungsstau.»
150 kritische Brücken sollen bis 2035 ersetzt werden
Zwei Drittel der rund 4.800 Brücken im Land seien mit Verkehrslasten aus den 1950er Jahren bemessen, zudem habe sich der Schwerlastverkehr seither mehr als verzehnfacht. «Das heißt, natürlich werden diese Brücken dauerhaft systematisch überlastet», sagte Lies. Jede neue Brücke, die Baurecht erlange, solle daher sofort gebaut werden.
Das Ziel sei es, die 150 kritischen Brücken binnen zehn Jahren allesamt zu ersetzen. Sollten die maroden Brücken jedoch nicht ersetzt werden, werde ihr Bestand laut Ministerium bis zum Jahr 2035 auf 407 ansteigen.
Brücken mit Parallelen zu Dresden werden überprüft
Mit Blick auf den Einsturz der Carolabrücke in Dresden vor gut zwei Wochen ergänzte Lies, in Niedersachsen hätten drei Brücken eine ähnliche Gelenkstruktur wie die Brücke in Dresden und 15 Brücken seien aus dem gleichen Stahl gebaut worden. Für diese Brücken seien zusätzliche Überprüfungen geplant, «um sicherzustellen, dass Vergleichbares hier nicht passiert».
Nach Einschätzung des Landesrechnungshofs sind zahlreiche Straßen und Brücken in Niedersachsen in einem schlechten Zustand. In dem im Juni vorgelegten Jahresbericht heißt es, in den kommenden Jahren drohe die Infrastruktur im Bundesland weiter zu verfallen. Bei vielen Brücken reiche die Tragfähigkeit bereits für die heutige Verkehrsbelastung kaum aus.
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