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Hannover gibt geraubte antike Kanne an Griechenland zurück

Das Museum August Kestner in Hannover. / Foto: Sebastian Kahnert/dpa/Archivbild
Das Museum August Kestner in Hannover. / Foto: Sebastian Kahnert/dpa/Archivbild

Die Aufarbeitung der Nazi-Zeit ist in deutschen Museen längst nicht abgeschlossen. Noch finden sich geraubte Kulturgüter in den Sammlungen. Die Stadt Hannover hat ein weiteres Objekt zurückgegeben.

Die Stadt Hannover hat eine von den Nationalsozialisten geraubte antike Kanne aus der Sammlung des Museums August Kestner an Griechenland zurückgegeben. Forschungsergebnisse hatten ergeben, dass das frühkorinthische Objekt als Kriegsbeute eines deutschen Wehrgeologen im besetzten Griechenland während des Zweiten Weltkriegs anzusehen ist. Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay sagte: «Wir werden unsere Forschungen zur NS-Vergangenheit unserer Stadt weiter vorantreiben und unsere Restitutionsbemühungen intensiv weiterverfolgen.» Der Grünen-Politiker überreichte am Montag die mehr als 2500 Jahre alte Kanne dem in Hamburg ansässigen Generalkonsul von Griechenland, Ioannis Vikelidis. Zuvor wurde eine offizielle Vereinbarung zur Restitution unterzeichnet.

Mit Restitution wird die Rückgabe von Kulturgütern bezeichnet, die während der Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945) geraubt, enteignet oder zwangsweise verkauft wurden. Sie gehen dann wieder in den Besitz ihrer ursprünglichen Eigentümer beziehungsweise in den Besitz von deren Erben.

Den Recherchen zufolge fand der Wehrgeologe und Hochschullehrer Hannfrit Putzer die Kanne vermutlich bei seiner Wasserbohrung am Isthmus von Korinth am 21. September 1943. Er war auch SS-Obersturmführer. Die SS (Schutz-Staffel) war eine der mächtigsten Organisationen im nationalsozialistischen Regime, ihre «Totenkopfverbände» bewachten die Konzentrationslager. Die Kanne wurde von dem für die Wehrmacht tätigen deutschen Archäologen Gabriel Welter begutachtet und datiert. Putzer schaffte sie Anfang Dezember 1943 außer Landes in seine Wohnung nach Straßburg-Königshofen.

Dieser Raub eines antiken Kulturguts in Griechenland war auch nach damals geltendem Völkerrecht ein Rechtsbruch, wie die Stadt Hannover weiter mitteilte. So untersagte das sowohl vom Deutschen Kaiserreich als auch vom griechischen Königreich 1907 unterzeichnete sogenannte Haager Abkommen ausdrücklich «jede Beschlagnahmung» eines «geschichtlichen Denkmals oder von Werken der Kunst».

Die Stadt Hannover hat in den vergangenen Jahren bereits mehrere in der Nazi-Zeit geraubte Kunstobjekte und Gemälde an die Erben ihrer früheren jüdischen Eigentümer zurückgegeben. Dass es an Griechenland Restitutionen in Hannover oder in Niedersachsen gab, ist den Provenienzforschern der Landeshauptstadt nicht bekannt. Recherchiert werden konnte demnach bisher nur eine Restitution in Deutschland an Griechenland, und zwar vor zehn Jahren vom Pfahlbaumuseum in Unteruhldingen in Baden-Württemberg.

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