Traditionsschiffe bestaunen, Shantys hören und Matjes essen: Bei den Emder Matjestagen dreht sich an diesem Wochenende in Ostfriesland wieder alles um den Hering. «Es ist das größte Matjesfest an der deutschen Nordseeküste», sagte der Sprecher des Arbeitskreises Emder Matjestage, Frank Nowak. In den vergangenen Jahren sei das Interesse an dem maritimen Volksfest stetig gewachsen. Zu der 33. Ausgabe erwarten die Veranstalter in diesem Jahr rund 180.000 Besucherinnen und Besucher, dazu Dutzende Traditionsschiffe, wie den Dreimaster «Goldener Löwe», sowie rund 40 Shantychöre aus Norddeutschland und den Niederlanden.
Eröffnet wird das Fest am Freitagvormittag vom Emder Oberbürgermeister. Sein Amtsvorgänger hatte 1597 die Emder Heringsordnung erlassen, die den genauen Umgang mit dem Lebensmittel regelte. Schmeckt dem aktuellen Rathauschef Tim Kruithoff der Matjes, wird eine Schiffsglocke geläutet. Die Traditionsschiffe, die im Binnenhafen festmachen, antworten dann mit ihren Signalen und eröffnen so das Fest.
Mit den Matjestagen erinnert Emden an die lange Tradition der ostfriesischen Heringsfischerei. Einst war der Fisch Grundnahrungsmittel und brachte Ostfriesland Wohlstand. Die Fischerei liege bis heute in den Genen der Seehafenstadt, sagte Nowak. Früher hätten viele Emder etwa als Fischer, Netzflicker oder Fassmacher gearbeitet. 1969 wurde die Fischerei nach Bremerhaven verlagert, nachdem sie zuvor mehr als 450 Jahre lang große wirtschaftliche Bedeutung für die Einwohner Emdens hatte. Matjes, also der jung gefangene, gesalzene und gereifte Hering, gilt heute als Fischdelikatesse.
Der Matjes, der bei dem Volksfest angeboten und verspeist wird, wurde zuvor bei einem Testessen mit 50 Probeessern ausgewählt. «Der Fang kommt aus norwegischen Gewässern», sagte Nowak. In Emden wurde er dann mit der Verarbeitung veredelt.
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