Winter werden immer nasser, Sommer immer trockener - der regenreichste Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Niedersachsen hat diesen Trend nach Auffassung eines Landesamtes bestätigt. Mit Blick auf die Grundwasserspeicher und den Sommer seien die Winter-Niederschläge erst einmal eine gute Nachricht, teilte das Landesamt am Donnerstag mit. Generell habe die Entwicklung zu mehr Wetterextremen in Sommer und Winter aber auch negative Folgen.
Die Grundwasserspeicher hätten durch den vielen Niederschlag um den Jahreswechsel, als es in einigen Regionen des Bundeslandes zu Hochwassern kam, lokal Höchststände erreicht. Dass sich die stark zurückgegangenen Grundwassermengen derart schnell erholen konnten, sei nicht unbedingt zu erwarten gewesen, sagte Grundwasserexperte Axel Lietzow vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie. Bei durchschnittlichen Bedingungen hätte dies Jahre statt Monate gedauert.
Auch der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz hatte vor Kurzem mitgeteilt, dass die Grundwasserlage flächendeckend gut sei. Der Regen sei dafür auch zur richtigen Zeit gefallen, denn im Winter bilde sich Grundwasser leichter neu. Weil Pflanzen zu dieser Jahreszeit weniger Wasser brauchen und auch weniger Wasser verdunstet, könnten größere Wassermengen im Boden versickern, erklärte Hydrogeologin Gabriele Ertl.
2024 vermutlich keine Probleme bei der Feldberegnung
Für die kommenden Monate seien das gute Nachrichten. Zwar gebe es immer noch Schäden beim Wintergetreide oder Haushalte, bei denen das Grundwasser in die Keller drücke. Allerdings werde es in diesem Jahr und möglicherweise auch im nächsten Jahr wegen der guten Grundwassersituation vermutlich nicht zu Debatten über die Beregnung von Feldern kommen. Vorausgesetzt es folge nicht wieder ein extrem trockener Sommer - 2018 und 2019 war das nach einem sehr feuchten Jahr 2017 der Fall.
Viele Landkreise würden Allgemeinverfügungen zum Wassersparen auch nicht ausschließen. Das zeige, dass mit der Ressource Wasser immer bewusster umgegangen werde, sagte Hydrogeologin Ertl. Generell betrachte man bei der Grundwasserneubildung Zeiträume über mehrere Jahrzehnte statt nur einen Winter. «Und nach diesen Betrachtungen ist es nötig, den Wasserrückhalt in der Fläche zu verbessern und zukünftig mehr Niederschläge für die Versickerung in den Boden zurückzuhalten», sagte Ertl. Denn: Sommer würden eben immer trockener und Winter immer feuchter werden.
Winterregen hatte Potenzial für noch größeres Hochwasser
Wie wichtig die Anpassung an diese Wetterextreme ist, zeige auch eine andere Beobachtung: Die Niederschläge im Winter waren so stark, dass das Hochwasser auch noch hätte gravierender ausfallen können. Die zu trockenen Sommer waren in diesem Fall ein Glücksfall, wie Grundwasserexperte Lietzow erklärte. Wegen der geringen Füllmengen hätten die Grundwasserspeicher viel vom Hochwasser aufnehmen können.
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