Neun Umweltschutzverbände und Organisationen in Niedersachsen fordern ein Umdenken bei der Planung von Stromtrassen durch den Nationalpark Wattenmeer zur Anbindung von Windparks in der Nordsee. Die Organisationen sehen durch die geplanten Kabelkorridore den Lebensraum Wattenmeer gefährdet und warnen vor weitreichenden ökologischen Folgen des Ausbaus der Offshore-Windenergie. «Der Nationalpark niedersächsisches Wattenmeer darf nicht zum Haupttransitkorridor für die Anlandung von Offshore-Strom werden», teilten die Organisationen gemeinsam mit.
Die Organisationen veröffentlichen ein gemeinsames Positionspapier mit Forderungen etwa an Land, Bund und Netzbetreiber. Beteiligt sind BUND, WWF, Nabu, die Wissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft für Natur- und Umweltschutz, die Biologische Schutzgemeinschaft Hunte Weser-Ems, der Mellumrat, der Niedersächsische Heimatbund sowie die Bürgerinitiativen «Rettet das Cux-Watt» und «Saubere Luft Ostfriesland». Sie fordern darin unter anderem:
- künftige Leitungskorridore für Kabel nicht durch den Nationalpark zu führen, sondern alternative Routen etwa entlang von Flussrinnen zu prüfen,
- die naturschonendsten Technologien bei der Kabelverlegung anzuwenden
- und beim Bau der Kabelanbindungen durch das Küsten- und Wattenmeer Pläne für einen möglichen Rückbau zu berücksichtigen.
Warum die Stromkabel überhaupt gebaut werden
Die Stromleitungen werden benötigt, da die Windenergie auf See künftig eine größere Rolle bei der Energiewende spielen soll. Aktuell sind mehr als neun Gigawatt Windenergie-Leistung auf See installiert. Deutschland hatte seine Offshore-Ziele 2022 hochgeschraubt und angekündigt, mindestens 30 Gigawatt bis 2030 und mindestens 70 Gigawatt bis 2045 anzupeilen.
Dazu sind auch viele Seekabel notwendig, die den Strom an Land transportieren. Ein Großteil dieser sogenannten Offshore-Netzanbindungssysteme (ONAS) wird in der Nordsee über Niedersachsen und damit auch durch den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer geführt.
Um die Ausbauziele zu erreichen, wären nach Angaben der Organisationen mindestens 34 Offshore-Netzanbinungssysteme in den nächsten 20 Jahren nötig. Man erkenne die Offshore-Windenergie als Beitrag zur Energiewende an, teilten die Organisationen weiter mit. «Doch die aktuellen Ausbauziele sind in der geplanten Form nicht naturverträglich umsetzbar.»
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