Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer befürwortet die von den EU-Staaten auf den Weg gebrachte Absenkung des Wolfsschutzes. «Der Beschluss heute ist ein richtiger Schritt, um dem erklärten Ziel eines praxisnahen, regional differenzierten Bestandsmanagements näherzukommen», sagte der Grünen-Politiker. Klar sei aber auch, der Wolf werde bleiben. «Er wird nicht wieder ausgerottet, aber wir werden die Möglichkeiten erweitern für ein regionales Wolfsmanagement, wo es zu Konflikten mit der Weidetierhaltung kommt.»
Die EU muss aus Sicht von Ministerpräsident Stephan Weil die notwendigen Regelungen nun möglichst schnell schaffen. «Die Tür ist offen, man muss jetzt couragiert durchgehen und eine konsequente Regulierung des Wolfsbestandes ermöglichen», sagte der SPD-Politiker der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung».
56 Rudel in Niedersachsen
Laut Meyer ist der Wolf in Niedersachsen mit zurzeit 56 Rudeln, drei Wolfspaaren und drei Einzelwölfen und einer großen räumlichen Ausbreitung nicht mehr vom Aussterben bedroht. «Ein ausreichender und guter Herdenschutz spielt aber auch zukünftig die zentrale Rolle bei der Vermeidung von Nutztierschäden», betonte der Umweltminister.
Die SPD-Fraktion applaudierte: «Endlich kommen wir bei der Sache Wolf einen Schritt voran, einen wichtigen Schritt», sagte die Abgeordnete Thordies Hanisch. «Das ist die Grundlage dafür, dass wir ins Handeln kommen können.»
CDU-Politiker: Bund und Land müssen liefern
Die Bundes- und Landesregierung müssten jetzt liefern, forderte der CDU-Agrarpolitiker Marco Mohrmann. «Wir brauchen in Deutschland ein aktives Wolfsmanagement.» Die nun bestehenden Möglichkeiten sollten genutzt werden, um Niedersachsens Weidetierhalter und ihre Tiere effektiv durch eine Wolfsregulation zu schützen. Alfred Dannenberg von der AfD sprach von einem «Etappenschritt». Auch er forderte die rot-grüne Landesregierung auf, «mit dem Wolfsmanagement endlich ins Machen» zu kommen.
Landwirte: Enorm wichtiges Signal
Niedersachsens Landwirte reagierten erleichtert. Der Vizepräsident des Landvolks Niedersachsen, Jörn Ehlers, sieht ein «enorm wichtiges Signal der Politik an unsere Weidetierhalter, die wieder Hoffnung schöpfen können». Jetzt müsse noch eine Änderung der FFH-Richtlinie seitens der EU-Kommission vorgelegt werden, forderte Ehlers.
Der Wolf ist bislang durch die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU, kurz FFH-Richtlinie, streng geschützt.
EU-Staaten bringen Abschwächung von Wolfsschutz auf den Weg
Vertreter der EU-Staaten hatten zuvor mit der Stimme Deutschlands eine Abschwächung des Schutzes von Wölfen auf den Weg gebracht. Die Bundesregierung ändert damit ihren bisherigen Kurs in der Wolfspolitik. Mit der Entscheidung ist ein schwächerer Schutzstatus noch nicht bindend in EU-Recht verankert.
Vorgesehen ist, dass der Schutzstatus des Wolfs von streng geschützt auf geschützt gesenkt werden soll. Damit könnten Wölfe höchstwahrscheinlich leichter abgeschossen werden, auch wenn Details dazu noch nicht feststehen.
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