Verkehrsanbieter- und verbünde in Niedersachsen ziehen nach einem Jahr Deutschlandticket ein überwiegend positives Fazit. Mehrere sprachen von gestiegenen Nutzerzahlen innerhalb des ersten Jahres, wie eine Anfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Einige äußerten Sorgen mit Blick auf die Planungssicherheit bei der Finanzierung.
Im Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (VBN) werden derzeit monatlich rund 65.000 D-Tickets verkauft, wie ein Sprecher mitteilte - im Mai 2023 waren es demnach noch rund 45.000. Hinzu kommen derzeit noch tausende Semesterticket-Upgrades. Beim Großraumverkehr Hannover (GVH) nutzen derzeit rund 96.000 Kunden das Ticket, man sei mit der Entwicklung sehr zufrieden, hieß es. Kunden können das Ticket auch bei überregionalen Anbietern kaufen - etwa direkt bei der Deutschen Bahn.
Minister: Angebot hat positiven Einfluss auf Mobilitätsverhalten
Der Verkehrsverbund Region Braunschweig (VRB) bezeichnete das 49-Euro-Ticket als einen Erfolg. Im März waren es in dem Gebiet mehr als 34 000 Tickets. Dies sei eine Verdopplung der Abonnentenzahlen seit Einführung im Mai vergangenen Jahres, wie eine Sprecherin mitteilte. Das Deutschlandticket kostet im Monat 49 Euro und kann bundesweit im Nah- und Regionalverkehr genutzt werden.
Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) sagte auf Anfrage: «Die Nutzerzahlen beweisen, dass das Angebot einen positiven Einfluss auf das Mobilitätsverhalten der Menschen hat. Wir haben ein günstiges Angebot geschaffen, das merklich ein Baustein der Mobilitätswende, aber auch der Klimawende ist.» Man müsse diesen Erfolg nun verstetigen.
Niedersachsen fordert Planungssicherheit bei Finanzierung
Rund 11,2 Millionen Kundinnen und Kunden nutzten das Abo in Deutschland seit Einführung im Schnitt pro Monat, wie der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) vor wenigen Tagen mitteilte. Mehr als die Hälfte davon besitzt das Ticket demnach von Anfang an. Immerhin acht Prozent der Nutzerinnen und Nutzer konnten durch das Angebot neu für den ÖPNV gewonnen werden. Die meisten besaßen bereits vorher ein Abo und sind auf die günstigere Variante umgestiegen.
Niedersachsen fordert eine gesicherte Finanzierung des Deutschlandtickets für die kommenden Jahre. Bund und Länder müssten Rahmenbedingungen für die Finanzierung ab 2025 festlegen, teilte ein Sprecher des Verkehrsministeriums in Hannover mit.
Damit das Ticket für die Verkehrsunternehmen überhaupt finanzierbar ist, geben Bund und Länder jeweils zur Hälfte pro Jahr drei Milliarden Euro hinzu. Seit Monaten tobt eine Debatte darum, diese Mittel auch langfristig zur Verfügung zu stellen und das Ticket dauerhaft abzusichern. Zwar spricht sich auch der Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) für eine Verstetigung des Angebots aus. Doch die Finanzierungszusagen des Bundes gelten bislang nur bis einschließlich 2025. Eine Preisgarantie für Nutzerinnen und Nutzer gibt es nur noch für dieses Jahr. Ab 2025 könnte sich der Monatspreis somit erhöhen.
Verband: wirtschaftliche Lage der Branche spitzt sich zu
Michael Neugebauer, Vorsitzender der VDV-Landesgruppe Niedersachsen/Bremen, bezeichnete das Ticket auf der Nachfrageseite als Erfolg, «wie zu erwarten aber nicht aber auf der Einnahmeseite.» Durch das stark vergünstigte Abo seien Fahrgäste, die man in der Corona-Pandemie verloren habe, zurückgekehrt.
«Aber die weit überwiegende Zahl der Abonnentinnen und Abonnenten zahlen mit dem Deutschland-Ticket erheblich weniger als vorher für die Leistungen des ÖPNV. Hinzu kommen Kostensteigerungen für Treibstoffe, Fahrzeuge und im Bereich Personal», sagte Neugebauer. Die wirtschaftliche Lage der Branche spitze sich dadurch zu, betonte der Vorsitzende.
Fahrgastverband: Länder sollen sich stärker beim Bund einbringen
Der Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen teilte mit, es bedürfe einer Perspektive, wie die Finanzierung des Tickets aussehe. Bei der jüngsten Verkehrsministerkonferenz habe es dazu keine Einigung gegeben.
Der Fahrgastverband Pro Bahn in Niedersachsen forderte jüngst, dass sich die Länder stärker als bislang beim Bund einbringen müssten, denn in den vergangenen Jahren seien infolge der hohen Inflation die Kosten für den Eisenbahnbetrieb deutlich stärker gestiegen als die Mittel des Bundes.
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