Die angeschlagene Meyer Werft muss sich für finanzielle Hilfe vom Land Niedersachsen nach Meinung des Wirtschaftsministeriums strukturell neu aufstellen. Das Unternehmen müsse unter anderem seinen Firmensitz zurück nach Deutschland verlegen. «Das erwarten wir eigentlich», sagte Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) in einer Gesprächsrunde der «Neuen Osnabrücker Zeitung», wie die Zeitung am Sonntag berichtete. Die Werft aus dem emsländischen Papenburg hat ihren Sitz derzeit in Luxemburg. Zudem forderte der Minister die Einrichtung eines Aufsichtsrates sowie mehr Mitbestimmung für die Angestellten.
Trotz voller Auftragsbücher muss die Werft bis Ende 2027 eine Finanzlücke von 2,7 Milliarden Euro füllen. Die Landesregierung signalisierte bereits Unterstützung. Das Unternehmen hatte zuletzt die Streichung von 440 der rund 3000 Stellen ins Gespräch gebracht, was auf den Widerstand von Betriebsrat, IG Metall und der Landesregierung stößt. Die aktuelle Schieflage sei «die schwerste Krise in der Geschichte der Meyer Werft überhaupt», betonte der Gewerkschafter und ehemalige Betriebsratsvorsitzende der Meyer Werft, Thomas Gelder, in der Gesprächsrunde.
Die Werft leidet unter Nachwirkungen der Corona-Pandemie und Preissteigerungen wegen des Ukraine-Krieges. Die Verträge für die Kreuzfahrtschiffe waren zum Teil vor der Corona-Pandemie abgeschlossen worden und sehen keine Anpassung an die inzwischen drastisch gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise vor. Zugleich sind laut Lies die Banken vorsichtiger bei der Finanzierung von Schiffskrediten geworden. Die Werft bekommt rund 80 Prozent des Kaufpreises erst bei der Ablieferung und muss den Bau mit Krediten zwischenfinanzieren.
Das Unternehmen steht laut Lies für 80 Prozent der deutschen zivilen Werftkapazitäten. Neben Kreuzfahrt-Riesen werden dort auch Forschungsschiffe und Spezialschiffe gebaut. Mit den Standorten in Papenburg, Rostock sowie dem finnischen Turku stelle die Meyer Werft die Hälfte aller Kreuzfahrt-Bau-Kapazitäten weltweit.
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