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«Schwerstes Jahr» - Fischer fangen erneut weniger Krabben

Für Niedersachsens Krabbenfischer war 2024 das sechste unterdurchschnittliche Jahr in Folge. (Archivbild)  / Foto: Sina Schuldt/dpa
Für Niedersachsens Krabbenfischer war 2024 das sechste unterdurchschnittliche Jahr in Folge. (Archivbild) / Foto: Sina Schuldt/dpa

Niedersachsens Küstenfischer blicken auf schwierige Wirtschaftsjahre – auch 2024 brachte insgesamt keine Besserung, wie neue Zahlen jetzt zeigen. Für eine Sparte lief es besonders mies.

Niedersachsens Küstenfischer blicken auf das sechste schwere Wirtschaftsjahr in Folge zurück - die Menge der angelandeten Krabben hat sich 2024 auf niedrigem Niveau noch einmal fast halbiert. «Die Krabbenfischerei hier an der Küste hat ein sehr schweres Jahr hinter sich. Ich würde sagen, es war das Schwerste, was ich je in meiner Laufbahn mitgemacht habe», sagte der Vorsitzende des Landesfischereiverbandes Weser-Ems, Dirk Sander, beim Fischereitag im ostfriesischen Neuharlingersiel. Bei Muscheln und Frischfisch habe es kaum besser ausgesehen.

Das letzte Jahr habe in der Krabbenfischerei schwach angefangen und dann kräftig nachgelassen, bestätigte auch Philipp Oberdörffer, Fischereiexperte der niedersächsischen Landwirtschaftskammer. Der Herbst als Hauptsaison der Krabbenfischer habe - anders als etwa für die Fischer in den benachbarten Niederlanden - so gut wie gar nicht stattgefunden. 

«Die Preise für die Produkte waren recht gut, aber der Fang ließ zu wünschen übrig», fasste Sander die Lage zusammen. Problematisch seien vor allem viele Wittlinge gewesen - das sind Fressfeinde der Krabben. Zwar seien zu Beginn des Jahres viele Krabben vorhanden gewesen, doch die Fischart hätten diese gefressen, noch bevor die Krabben groß genug für den Fang waren.

Hohe Krabbenpreise, niedrige Fangmengen

Mit nur rund 1.057 Tonnen Speisekrabben ging die Fangmenge 2024 im Vergleich zum Vorjahr noch einmal deutlich zurück, nämlich um 824 Tonnen (minus 44 Prozent). Der Durchschnittspreis für Krabben zog, wie schon zuvor, zwar leicht an – um 11 Prozent auf 7,45 Euro pro Kilogramm. Der höhere Preis konnte laut dem Verband die rückläufige Anlandemenge aber nicht auffangen. 

Mit rund 25 Millionen Euro lag der Jahresumsatz 2024 der gesamten deutschen Krabbenfischerei demnach um rund 17 Millionen Euro oder 41 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2023. Für die Krabbenfischer sei es das sechste unterdurchschnittliche Jahr in Folge, hieß es. «Hier gilt es eben, die Kurve zu kriegen», sagte Oberdörffer. Alle Fischer würden darauf hoffen, dass es in diesem Jahr wieder mehr Krabben zu fangen gebe. 

Nur kleine Lichtblicke gab es bei den Muschelfischern, von denen es noch drei Betriebe in Niedersachsen gibt, und bei der Kleinen Hochseefischerei, zu der sieben Schiffe zählen. Diese Sparten konnten ihre Fangmengen steigern – allerdings auf niedrigem Niveau. 

Warum Fischereibetriebe aufgeben

Neben den ausbleibenden Fängen sorgt die Fischer auch eine weitere Einschränkung ihrer Fanggebiete etwa durch den Ausbau der Offshore-Windkraft auf der Nordsee und dadurch, dass Schlick aus den Flüssen auf dem Meer entsorgt wird. Das beeinflusst die Wasserqualität.

Der Verband der Kleinen Hochsee- und Küstenfischerei im Landesfischereiverband Weser-Ems vertritt 57 aktive Fischereibetriebe - die meisten sind Muschelfischer. Die Zahl der aktiven Betriebe verringerte sich im Vergleich zu 2023 um sechs. 

«Ich habe die Befürchtung, dass noch mehr Fischereibetriebe die Fischerei einstellen. Die Rahmenbedingungen sind einfach zu schlecht geworden», sagte Verbandsvorsitzender Sander. «Die meisten von uns wollen aber gern Fischer bleiben. Es ist ein toller Beruf, wenn man das Land erst mal sehr weit hinter sich gelassen hat. Dazu brauchen wir aber langfristige Planungssicherheit und nicht wie das jetzt läuft: alle paar Monate neue Vorschriften, Verbote, Einschränkungen und Gebietsverluste.» 

Bundesregierung sichert Unterstützung zu

Vor allem der 2022 von der früheren EU-Kommission angekündigte Aktionsplan für nachhaltigere Fischerei hatte bei den Küstenfischern Existenzängste ausgelöst. Der Plan sieht vor, dass die Fischerei mit Grundschleppnetzen - also Netzen, die den Meeresgrund berühren - in Schutzgebieten spätestens 2030 unzulässig wird. Aus Sicht der Fischer käme dies einem Berufsverbot gleich.

Unterstützung bekommen die Fischer aus dem Landwirtschaftsministerium in Berlin. Bernt Farcke, seit vergangenem Sommer neuer Fischereidirektor im Ministerium, nannte das geplante Verbot beim Fischereitag «zu pauschal». Es sei klar, dass die grundberührende Fischerei im Wattenmeer nicht ausgeschlossen werden dürfe. Die Bundesregierung wolle, die Fischerei an Nord- und Ostsee erhalten. «Wir brauchen deutsche Fischerei als Wirtschaftsfaktor. Das heißt, Sie sollen rausfahren und fischen», sagte Farcke. Kutter dürften nicht wie in einem Museumshafen liegen bleiben.

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