Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) geht gegen die Fortsetzung der Ölförderung auf der Bohrinsel Mittelplate im schleswig-holsteinischen Wattenmeer vor. Die Umwelthilfe legte bereits am Montag einen Widerspruch gegen die Ölförderung beim zuständigen niedersächsischen Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) ein, wie der Verein mitteilte. Als Grund führen die Umweltschützer an, dass die Auswirkungen der Ölförderung auf das Wattenmeer gemäß einer Verträglichkeitsprüfung der Flora-Fauna-Habitatrichtlinie (FFH) bislang anhand der Betriebspläne nie geprüft wurden - auch in dem neuen Betriebsplan 2024 bis 2026 nicht, der im Mai erlassen wurde.
Die Umweltschützer sehen in der Ölförderung Risiken für die Artenvielfalt im Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer. «Es ist ein unhaltbarer Zustand, dass bis heute keine umfassende Prüfung der Auswirkungen auf die geschützten Arten und Lebensräume vorgenommen wurde. Wir fordern die rechtliche Prüfung sowie ein sofortiges Ende der Ölförderung mitten im Weltnaturerbe Wattenmeer», sagte der Bundesgeschäftsführer der Umwelthilfe, Sascha Müller-Kraenner, in einer Mitteilung.
Landesbergbauamt: Ölförderung läuft weiter
Nach Ansicht der Umwelthilfe ist die Fortsetzung des Betriebs unzulässig, solang keine FFH-Verträglichkeitsprüfung nachgeholt wurde. Das sieht das Landesbergbauamt in Hannover anders. «Wir prüfen natürlich den Widerspruch der DUH sorgfältig und zügig. Auswirkungen auf die laufende Ölförderung hat der Widerspruch nicht», sagte ein LBEG-Sprecher auf Anfrage. Für den Betrieb der Bohrplattform selbst, habe es bislang keine Verträglichkeitsprüfungen geben, auch da es bei der Genehmigung der Ölförderung noch keine FFH-Gebiete gegeben habe. Für andere Teile der Förderung, wie etwa Zuleitungen, habe es aber FFH-Verträglichkeitsprüfungen gegeben, sagte der Sprecher.
Ein Sprecher des Betreibers Wintershall Dea Deutschland sagte auf Anfrage, die Ölförderung auf Mittelplate laufe weiter. Den Widerspruch prüfe das Unternehmen.
Von Mittelplate aus wird seit 1987 Öl in der Nordsee störungsfrei gefördert. Nach Angaben von Wintershall Dea wurden aus dem Feld dort bislang mehr als 40 Millionen Tonnen Öl gepumpt. 10 bis 15 Millionen Tonnen Öl gelten noch als gewinnbar. Im Mai hatte das zuständige schleswig-holsteinische Energieministerium erklärt, für die Erschließung neuer Ölfelder keine Genehmigungen mehr zu erteilen. Wintershall zog entsprechende Anträge zurück. Die Ölförderung im schleswig-holsteinischen Wattenmeer endet damit 2041.
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