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Nach Anschlag: Hunderte bei Solidaritätskundgebung

Zahlreiche Blumen und Kerzen liegen vor der Synagoge im Stadtzentrum. / Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa
Zahlreiche Blumen und Kerzen liegen vor der Synagoge im Stadtzentrum. / Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

Der Brandanschlag auf die Synagoge in Oldenburg erschüttert viele Menschen. Bei einer Solidaritätskundgebung in der Stadt versammeln sich Hunderte.

Während die Polizei weiter nach dem oder den Tätern des Brandanschlags auf die Synagoge in Oldenburg sucht, erfährt die Jüdische Gemeinde der Stadt viel Unterstützung. Bei einer Solidaritäts-Kundgebung am Sonntag auf dem Julius-Mosen-Platz in der Innenstadt unweit der Synagoge versammelten sich nach Polizei-Angaben rund 400 Menschen. «Wir sind schwer beeindruckt von dieser Solidarität», sagte die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg, Claire Schaub-Moore, in einer Rede. Auch viele Briefe und Zusprüche hätten die Gemeinde nach dem Anschlag erreicht. «Wir spüren diese Stärke und die ist viel größer als das, was vor unserer Tür passiert ist, vor der Synagogen-Tür.»

Zu der Kundgebung hatte das Bündnis gegen Antisemitismus und Antizionismus Oldenburg aufgerufen. Unter den Teilnehmern waren auch Gemeindemitglieder und Vertreter der Stadt. Die Demonstranten zeigten Plakate gegen Antisemitismus und Israelflaggen.

Polizei sucht nach Zeugen des Anschlags

Am Freitagmittag war ein Brandsatz gegen eine Tür der Synagoge geworfen. Niemand wurde verletzt. Die Polizei bildete eine Ermittlungsgruppe unter Leitung des Staatsschutzes. Man wolle den Fall «unter Hochdruck» aufklären, teilten die Beamten am Wochenende mit. Zu den Hintergründen der Tat oder der Motivation ist laut der Polizei bislang nichts bekannt. Es werde in alle Richtungen ermittelt. Die Sicherheitsmaßnahmen für die Jüdische Gemeinde zu Oldenburg wurden verstärkt. Unter anderem wurde eine dauerhafte Polizeipräsenz eingerichtet. Die Ermittler suchen nach Zeugen des Anschlags.

Ein Hausmeister-Team eines benachbarten Kulturzentrums hatte das Feuer schnell entdeckt und die Flammen gelöscht. Die Hausmeister seien Helden, sagte der zweite Vorsitzende der Gemeinde, Michael Stahl, bei der Kundgebung am Sonntag. «Die innerhalb von zwei, drei Minuten genau das gemacht haben, was unsere Zivilgesellschaft braucht: Zivilcourage.»

Die schwarzen Spuren, die der Brandsatz am Eingang der Synagoge hinterließ, waren unterdessen auch am Sonntag noch zu erkennen. Menschen legten vor dem Gebäude Blumen ab und zündeten Kerzen an.

Antisemitismusbeauftragter: Erinnert an schlimmste Zeiten

Die Kundgebung folgte auf den Tag genau ein halbes Jahr nach dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober. Seitdem sei die Gefahrensituation für Juden und Jüdinnen massiv angestiegen, hatte das Bündnis in einem Aufruf zu der Kundgebung mitgeteilt. Antisemitische Straftaten hätten Rekordzahlen erreicht. «Ein Höhepunkt der Angriffe ist nun der Brandanschlag auf die Synagoge unserer Stadt», sagte die Sprecherin des Bündnisses, Johanna Faber. «Es braucht jetzt eine starke Zivilgesellschaft, die diese Tat verurteilt, sich mit der jüdischen Gemeinde solidarisiert und sich stark macht gegen Antisemitismus.»

Niedersachsens Antisemitismusbeauftragter Gerhard Wegner besuchte nach der Tat die Jüdische Gemeinde und rief zu Solidarität auf. «Die Tat erinnert an schlimmste Zeiten in unserem Land, in denen solche Taten offen gebilligt wurden. Das ist ein Anschlag auf uns alle, auf Demokratie, Liberalität und Rechtsstaatlichkeit», teilte Wegner am Wochenende mit. Er forderte eine schnelle Aufklärung und Bestrafung der Tat. Wegner sagte weiter, die Synagoge sei ein Ort, der Wärme, Hoffnung und Lebensbejahung ausstrahle. «Wie ist es möglich, dass jemand all dies mittels eines Brandanschlages vernichten wollte?»

Jüdische Gemeinde will präsent bleiben

Schon am Freitagabend hatte es eine spontane Mahnwache vor der Synagoge gegeben. Die Gemeinde sei erschrocken, dass es auch in Oldenburg Menschen gebe, die ihren Hass in dieser Form von Gewalt und Straftaten ausleben, hatte der stellvertretende Gemeinde-Vorsitzende Stahl, bereits am Freitag der Deutschen Presse-Agentur gesagt. «Aber wir werden uns nicht in unserem Weg beeinträchtigen lassen durch dieses Vorgehen», sagte Stahl. «Wir werden unsere Gottesdienste, unsere Veranstaltungen weiterhin wie geplant durchführen, an diesem Wochenende und auch an den kommenden Wochenenden, da werden wir nicht von abweichen.» Die Gemeinde wolle sichtbar bleiben in Oldenburg.

Der Zentralrat der Juden würdigte die Reaktionen in Oldenburg. «Der Zuspruch aus der Stadtgesellschaft tut gut», erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster. «Das schnelle Handeln der Sicherheitsbehörden ist ein wichtiges Zeichen, für das wir dankbar sind.» Schuster betonte, alles deute auf eine antisemitische Motivation hin. Er fügte hinzu: «Wir werden uns nicht unterkriegen lassen. Jüdisches Leben gehört zu unserem Land, zu Deutschland. Wer das nicht wahrhaben will, muss alle rechtlichen Konsequenzen für sein Handeln tragen.» Er hoffe, dass die Hintergründe rasch aufgeklärt würden.

Oberbürgermeister will Gespräch mit Sicherheitsbehörden suchen

Der Anschlag hatte bundesweite Reaktionen ausgelöst. Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (beide SPD) hatten bereits am Freitag eine schnelle und konsequente Aufklärung der Tat gefordert.

Oldenburgs Oberbürgermeister Jürgen Krogmann verurteilte bei der Kundgebung am Sonntag den Anschlag auf die Jüdische Gemeinde. «Wer einen Molotowcocktail auf ein solches Gebäude wirft, muss damit rechnen, dass Menschen darin sind. Das ist versuchter Mord, das ist Terror und nichts anderes.» Die Stadt betrachte den Anschlag nicht allein als einen Angriff auf die Jüdische Gemeinde und das jüdische Leben in der Stadt. «Wir betrachten das als einen Angriff auf uns alle und so werden wir auch darauf reagieren.»

Der SPD-Politiker kündigte für die kommenden Tage Gespräche mit Sicherheitsbehörden an. Dabei solle nach Möglichkeiten gesucht werden, um «noch mehr Sicherheit» für die Jüdische Gemeinde und Gedenkorte der Stadt herzustellen. «Da haben wir jetzt eine Hausaufgabe, die wir erledigen wollen und, die wir erledigen müssen und das werden wir auch tun.»

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