Der erste Heuler in dieser Geburtensaison ist am Dienstag in der Seehundstation im schleswig-holsteinischen Friedrichskoog in den Aufzuchtbereich umgezogen. Besucher können «Bosse» dort beobachten. «Wenn er selbstständig fischen kann und ein gutes Grundgewicht hat, dann geht er ins Auswilderungsbecken», sagte die Leiterin der Seehundstation, Tanja Rosenberger, am Dienstag. «Das ist meist bei 15, 16 Kilo der Fall, aber wir haben auch schon Tiere gehabt, die mit zwölf Kilo gut gefressen haben und dann umziehen konnten.»
Nach erfolgreicher Aufzucht entlässt die Seehundstation die jungen Tiere wieder in die Freiheit. Das Mindestgewicht dafür betrage 25 Kilogramm, sagte Rosenberger. «Bosse» wiege bislang aber erst knapp zehn Kilogramm. «Im Schnitt sind die Tiere zwei bis drei Monate in der Station.»
Der Heuler wurde am 14. Mai in die Station gebracht. Er war zu dem Zeitpunkt erst geschätzte ein bis zwei Tage alt. «Bosse» trägt noch Reste des langen Embrionalfells (Lanugo), das er im Laufe der nächsten Wochen ganz verlieren wird. Die bei der Eingangsuntersuchung festgestellten Wunden sind nach Angaben der Seehundstation gut verheilt. Sie seien vermutlich auf einen Hund zurückzuführen.
In den vergangenen Tagen wurden bereits weitere Heuler zur Aufzucht in die Seehundstation gebracht. Derzeit befänden sich drei weitere in der Quarantäne, sagte Rosenberger. «Und auch dort ist die Entwicklung bisher gut.» Voraussichtlich in den kommenden Tagen werde «Bosse» im Aufzuchtbecken Gesellschaft bekommen. Dort soll er langsam weniger Lachs-Emulsion und zunehmend mehr Fisch zu fressen bekommen.
Die Hauptgeburten- und Säugezeit der Seehunde im Nationalpark Wattenmeer hat erst begonnen und wird voraussichtlich bis in den August hinein andauern. Wer dort Robben sieht, sollte einen möglichst großen Abstand einhalten, um die Wildtiere nicht zu beunruhigen. Beim Fund eines allein liegenden, jungen Seehundes in von Menschen genutzten Bereichen beispielsweise am Strand sollten Seehundjäger, Seehundstation oder Polizei benachrichtigt werden.
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