Der eine oder andere Fan des SV Werder Bremen dürfte mittlerweile bereuen, dass er Bundesliga-Shootingstar Nick Woltemade in seiner Zeit an der Weser den fiesen Spitznamen «Stolpermade» verpasst hat. Denn inzwischen verzückt der schlaksige Angreifer nicht nur die Anhänger seines neuen Clubs VfB Stuttgart. Er ist dank seiner neun Saisontore in der Fußball-Bundesliga - inklusive des eindrucksvollen Solos gegen den VfL Wolfsburg - und seines Dreierpacks für die U21-Nationalmannschaft längst in aller Munde.
«Das ist natürlich genau die Situation, die ich mir erhofft und erwünscht habe, aber sie ist auch sehr extrem eingetreten», sagte Woltemade dem Werder-Portal «Deichstube» vor dem Duell mit seinem Ex-Verein am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) über seine steile Entwicklung in den vergangenen Wochen und Monaten. Vor allem sein Treffer gegen Wolfsburg blieb in Erinnerung, als der Torjäger sechs Gegenspieler aussteigen ließ und trotz großer Bedrängnis erfolgreich abschloss.
Schon vor VfB-Wechsel erster Ausflug gen Süden
In Bremen kam der 23-Jährige zur Welt. Er feierte in seiner Geburtsstadt im Februar 2020 sein Profi-Debüt und erzielte für die Norddeutschen kurz vor seinem Wechsel nach Stuttgart sein erstes Bundesliga-Tor. Es fiel Woltemade jedoch nicht ganz einfach, auf diesem Niveau Fuß zu fassen. Daher wagte er mit der Leihe zum damaligen Drittligisten SV Elversberg schon in der Saison 2022/23 einen ersten Ausflug gen Süden.
Zum Start dieser Spielzeit folgte dann der endgültige Abschied von seinem Ausbildungsverein. Woltemade heuerte im «Ländle» an. «Ich bin raus aus Bremen, meinem gewohnten Umfeld. Das war generell ein Schritt für mich, der zwar groß, aber auch sehr wichtig war», begründete Woltemade seinen Wechsel zum deutschen Vizemeister.
Auf die Unterstützung seiner Familie konnte er bei dieser Entscheidung bauen. «Mein Vater ist seit der Zeit des "Magischen Dreiecks" großer VfB-Fan», sagte Woltemade in einem «Kicker»-Interview und erinnerte damit an das Offensiv-Trio Fredi Bobic, Krassimir Balakow und Giovane Elber. «Daher hatte ich schon als Kind eine enge Verbindung zum Club. Wir haben uns früher oft VfB-Spiele angeschaut.»
Rückschläge verdaut
Aber auch dort lief nicht alles glatt. An den ersten zehn Spieltagen wurde er fünfmal überhaupt nicht eingewechselt, stand nie in der Startelf und wurde auch nicht für die Königsklasse nominiert. Erst mit seinem Jokertor gegen Eintracht Frankfurt Mitte November verbesserte sich Woltemades Situation.
Mittlerweile kommt Trainer Sebastian Hoeneß gar nicht umhin, Woltemade nicht zu berücksichtigen. Zwar ließ auch Stuttgarts Rekordeinkauf Ermedin Demirovic am vergangenen Wochenende beim 4:0 beim VfL Bochum sein Können mit drei Treffern aufblitzen. Woltemade bekam seit Beginn der Rückrunde aber häufig das Vertrauen ausgesprochen.
Duell ums europäische Geschäft
Gegen Werder wartet nun eine Partie, in der es für beide Mannschaften um die Qualifikation für den Europapokal geht. Beide Teams eint, dass sie seit dem Jahreswechsel ein paar Probleme haben. Allerdings besserten sowohl die Schwaben im DFB-Pokal gegen RB Leipzig und in der Liga in Bochum als auch Werder mit den Siegen bei Holstein Kiel und gegen Eintracht Frankfurt ihre Ergebnisdelle aus.
«Wir haben jetzt die Chance, den Schwung mitzunehmen, um eine Miniserie zu starten. Wir haben aber leider auch den einen oder anderen Punkt zu viel liegengelassen», sagte Hoeneß, der am Sonntag auf Ameen al-Dakhil verzichten muss. Der Abwehrspieler ist wegen einer Rotsperre nicht spielberechtigt. Die beiden Nationalspieler Angelo Stiller und Maximilian Mittelstädt nach abgesessenen Gelbsperren dagegen schon. Sie werden wohl in die Startelf zurückkehren.
Bauen kann Hoeneß auch auf Woltemade, der in Anlehnung an seine feine Ballbehandlung von Trainer Dino Toppmöller von Eintracht Frankfurt kürzlich «Wolte-Messi» getauft wurde. Der Spottname «Stolpermade» aus seiner Bremer Zeit gehört längst der Vergangenheit an und eine Nominierung für die Nationalmannschaft dürfte bei Konservierung der aktuellen Form auch nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen.
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