Im Drogenrausch klaut ein junger Mann ein Auto, tritt auf der Flucht vor der Polizei aufs Gas - und am Ende stirbt sein Freund auf dem Beifahrersitz. «Das Todesopfer war gerade einmal 16 Jahre alt», sagte die Richterin bei der Urteilsverkündung am Amtsgericht Westerstede. Sie habe keine Zweifel an der Schuld des Angeklagten. Er soll für drei Jahre ins Gefängnis, seine Fahrerlaubnis dürfe er frühestens nach zwei Jahren wieder beantragen.
Vor Gericht versuchte sich der Angeklagte gar nicht erst herauszureden. «Ich kann mich nur entschuldigen», sagte der 23-Jährige am Ende der Verhandlung. «Ich habe überhaupt nicht nachgedacht.»
Angeklagter legte Geständnis ab
Schon zu Prozessbeginn hatte er alles eingeräumt: Er habe sich Ende September mit ein paar Freunden auf dem Marktplatz in Edewecht (Landkreis Ammerland) getroffen. Sie hätten gemeinsam Bier getrunken, Kokain, Speed und eine besonders starke Variante von Ecstasy genommen. Seine Freunde hätten ihn überredet, ein Auto zu klauen.
Im Rausch sei er über ein gekipptes Fenster in eine Firma eingebrochen, habe dort mehrere Autoschlüssel mitgehen lassen und sei ohne Führerschein mit einem Wagen davongefahren, berichtete der 23-Jährige. Er habe seinen Freund mit dem Auto abgeholt, in Oldenburg getankt und beide seien ohne zu bezahlen weitergefahren.
Der Angeklagte sagte, er habe den Wagen beschleunigt, sei durch die Stadt und schließlich auf die Autobahn Richtung Bremen gefahren. Auf der Flucht vor der Polizei habe er stark beschleunigt, ein Beamter berichtete später von einer Fahrt mit mehr als 200 Kilometern pro Stunde. Nach Verlassen der Autobahn an der Anschlussstelle Hatten (Landkreis Oldenburg) sei er in einem Graben gelandet, soll einen Streifenwagen berührt haben.
Flucht vor Polizei endet tödlich
Nach dem Unfall sei er einfach weitergefahren, sagte der Angeklagte. Sein Freund habe ihn noch ermutigt, den Wagen zu beschleunigen. In einer Kurve habe er die Kontrolle verloren, sei von der Fahrbahn abgekommen und gegen einen Baum gefahren. Der 16-Jährige auf dem Beifahrersitz starb kurze Zeit später im Krankenhaus, der Angeklagte erlitt mehrere Schürfwunden und brach sich den kleinen Finger.
Das Gericht berücksichtigte bei seinem Urteil, dass der Beifahrer die gefährliche Spritztour unterstützte. «Er wollte, dass Sie schneller fahren», sagte die Richterin zu dem Angeklagten. Er habe Freude an der Flucht gehabt, beide hätten laut Musik gehört. «Ziel war, die Polizei abzuschütteln und so schnell wie möglich wegzukommen.» Aber auch wenn er unter Drogeneinfluss gestanden habe, hätte dem Angeklagten die Gefahr bewusst sein müssen.
Auch wegen zwei Einbrüchen verurteilt
Der Tod seines Freundes hätte eigentlich ein Einschnitt für den Deutsch-Türken sein müssen, meinte die Richterin. Trotzdem habe er weiter Drogen genommen, sei Ende Oktober in eine andere Firma eingestiegen und habe mit einem geklauten Transporter das Firmengelände verlassen. Später in der Nacht soll er den Transporter festgefahren haben. Um das Fahrzeug zu befreien, habe er einen Bagger gestohlen. Das Vorhaben sei misslungen.
Bei einem Einbruch in ein Wohnhaus in Bad Zwischenahn sei er schließlich festgenommen worden. «Erst die Untersuchungshaft im Februar führte dazu, dass die Tatserie unterbrochen wurde», betonte die Richterin. Er solle nun die Zeit im Gefängnis nützen, um an seinen Problemen zu arbeiten. Das Urteil unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und verbotenen Kraftfahrzeugrennens ist noch nicht rechtskräftig.
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