Der Islam-Verband Schura hofft künftig auf eine Beleuchtung zum Ramadan in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover. «Diese Idee unterstreicht die Gleichberechtigung aller Bevölkerungsgruppen unabhängig ihrer Herkunft, Nationalität oder Religion», sagte ein Sprecher des niedersächsischen Schura-Verbandes. In Städten wie Frankfurt am Main oder Köln gebe es so eine festliche Beleuchtung schon. Das sei eine vorbildliche Handlung in einer demokratischen und pluralistischen Gesellschaft.
Der muslimische Fastenmonat begann am 10. März und endet am Dienstag. Das wird zwischen dem 10. und 12. April mit dem Zuckerfest gefeiert. Der Ramadan gilt im Islam als eine der fünf Grundpflichten für Gläubige. Während des Festes verzichten Gläubige tagsüber auf Essen, Trinken, Rauchen und Sex. Erst am Abend, wenn die Sonne untergeht, treffen die Menschen sich traditionell zum gemeinsamen Fastenbrechen, das oftmals mit einer Dattel und einem Schluck Wasser beginnt.
In Niedersachsen leben nach Angaben des Kultusministeriums circa 450.000 Muslime und Musliminnen. Das entspricht etwas mehr als sechs Prozent aller Bürger.
Muslimische Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen müssen am ersten Tag des Zuckerfestes nicht in die Schule - wenn sie sich per Antrag vom Unterricht befreien lassen. Arbeitnehmer müssten an dem Tag Urlaub nehmen, da das Zuckerfest kein gesetzlicher Feiertag ist. Muslime würden allerdings auch gar keine besondere Behandlung im Arbeitsalltag erwarten, betonte der Schura-Sprecher. Schon während der Fastenzeit sollte im Sinne der islamischen Religion der normale Alltag gewohnt weitergehen.
Wunsch nach mehr Sichtbarkeit auch am Arbeitsplatz
Dennoch würde der Verband eine «größere Sichtbarkeit der islamischen Feiertage auch in der Arbeitswelt» begrüßen. So könnten Arbeitgeber fastende und nicht fastende Mitarbeiter während des Ramadans einmal zum Iftar - also dem Fastenbrechen am Abend - einladen. So könnte das Verständnis füreinander gefördert werden.
Am Samstag lädt Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) zu einem Empfang zum Ende des Ramadans ein. Möglicherweise wird dort auch der bisher nicht unterzeichnete Staatsvertrag angesprochen, der Muslime mit Kirchen und jüdischer Gemeinschaft auf eine Ebene stellt. Der Vertrag soll laut dem Islam-Verband unter anderem islamische Bestattungen oder den Religionsunterricht regeln.
Gespräche zu dem in seinen Grundzügen bereits 2016 fertiggestellten Vertrag würden weiterhin geführt, sagte der Schura-Sprecher. Dabei handelt es sich laut dem Kultusministerium allerdings nicht um offizielle Verhandlungen über den Abschluss eines Staatsvertrags mit den islamischen Landesverbänden. Eine Wiederaufnahme solcher Gespräche sei derzeit nicht absehbar.
Laut Medienberichten will das Bundesland Rheinland-Pfalz seinerseits einen Staatsvertrag mit muslimischen Verbänden in diesem Jahr abschließen. In anderen Bundesländern wie Bremen gibt es einen derartigen Vertrag bereits seit mehreren Jahren.
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