Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hat CDU-Chef Friedrich Merz für seine Aussagen zur «grünen» Zukunft der deutschen Stahlindustrie scharf kritisiert. «Friedrich Merz verkennt vollkommen, dass die Dekarbonisierung der Stahlindustrie in Deutschland längst erfolgreich begonnen hat», sagte der SPD-Politiker.
«Brechen wir die Transformation jetzt ab, wird es perspektivisch aufgrund der CO2-Vorgaben aus Brüssel keine wettbewerbsfähige Stahlproduktion in Deutschland mehr geben.» In Zukunft werde es für Produkte wie Autos, Züge oder Haushaltsgeräte nicht mehr egal sein, mit welchem CO2-Fußabdruck sie hergestellt wurden, sagte Weil.
Weil lädt Merz nach Salzgitter ein
Die Salzgitter AG, die zum Teil im Landesbesitz ist, zeige schon heute erfolgreich, wie die Transformation und der Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur gelingen könnten. Der Konzern will mit seinem Projekt Salcos (Salzgitter Low CO2 Steelmaking) die CO2-Emissionen bei der Stahlproduktion durch den Einsatz von Wasserstoff drastisch senken.
Diese Entwicklung in Zweifel zu ziehen, sei unverantwortlich, kritisierte der Ministerpräsident. Merz solle sich lieber mit den innovativen Entwicklungen der deutschen Stahlindustrie vertraut machen und sich vor Ort über die Bedeutung des grünen Stahls informieren. «Gerne bei uns in Salzgitter», ergänzte Weil.
Wofür Merz Kritik erntet
Merz hatte am Montag in Bochum bei einer Betriebsrätekonferenz des CDU-Arbeitnehmerflügels CDA gesagt: «Ich glaube persönlich nicht daran, dass der schnelle Wechsel hin zum wasserstoffbetriebenen Stahlwerk erfolgreich sein wird. Wo soll der Wasserstoff denn herkommen? Den haben wir nicht. Und wenn wir das mit Wasserstoff machen, dann ist die Tonne Stahl immer noch mindestens 300 Euro teurer, als wenn sie bisher konventionell erzeugt wird.»
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