Kinder und Jugendliche, die Erwachsene pflegen, sollen nach Meinung des Sozialverbandes Deutschland (SoVD) besser unterstützt werden. Die niedersächsische Landesregierung müsse die sogenannten Young Carer stärker in den Fokus rücken, forderte der niedersächsische SoVD-Landesverband. Die aktuelle Situation für die Betroffenen sei «besorgniserregend und zeigt einmal mehr, dass Kinder und Jugendliche in Deutschland keine Lobby haben», sagte der SoVD-Vorsitzende in Niedersachsen Dirk Swinke.
Wie viele Young Carer es in Niedersachsen gibt, ist nicht bekannt. «Das ist genau das Problem», sagte eine SoVD-Sprecherin und forderte, das zu ändern. Aus einer aktuellen kleinen Anfrage der FDP-Fraktion im Bundestag geht hervor, dass sich bundesweit rund 480.000 Kinder und Jugendliche um pflegebedürftige Familienmitglieder kümmern. Die Zahlen basieren demnach auf einer Studie, die zwischen Mitte 2015 und Ende 2017 durchgeführt wurde.
Young Carer sind laut der Erhebung 10- bis 19-Jährige, die sich im häuslichen Umfeld um chronisch kranke oder pflegebedürftige Familienmitglieder kümmern. Eine einheitliche Definition gibt es laut SoVD nicht.
Studie: Jugendliche Pfleger schätzen Lebensqualität geringer ein
Laut der Studie würden Young Carer ihre Lebensqualität deutlich schlechter einschätzen als andere Jugendliche, sagte Swinke. Der Sozialverband kritisiert weiter, dass es keine speziellen Unterstützungsangebote gebe. Anlaufstellen für eine Beratung seien rar und richteten sich nicht speziell an pflegende Kinder und Jugendliche. Angebote der Pflegeversicherung wie Reha-Maßnahmen oder Pflegekurse seien auch auf ältere Menschen zugeschnitten.
Es brauche einerseits ein tragfähiges Konzept, um bestehende Leistungen zu bündeln. Betroffene könnten sich «mit verschiedenen Leistungsträgern und endlosem Papierkram herumschlagen», sagte Swinke. Zudem müssten Ärztinnen und Ärzte sowie Pflege- oder Lehrkräfte auf die Situation der Betroffenen aufmerksam gemacht werden.
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