Linken-Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek warnt nach dem mutmaßlichen Anschlag in München vor vorschnellen Schlüssen. «Der gestrige Tag hat vor allem gezeigt, dass es wichtig ist, jetzt nicht zu spekulieren, sondern erst mal alle Fakten abzuwarten. Das würde ich mir auch von allen wünschen, damit wir dann eine Debatte führen können, wie wir eine bessere Sicherheitspolitik gestalten können», sagte Reichinnek am Rande eines Wahlkampftermins in Hannovers Innenstadt.
In der Debatte über eine härtere Asylpolitik brauche es mehr Substanz. Der Vorschlag der Union etwa, den Familiennachzug für Menschen mit eingeschränktem Schutzstatus auszusetzen, betreffe vor allem Frauen und Kinder, die aus Kriegs- und Krisengebieten kommen. «Ich verstehe nicht, was uns das hier bringen soll. Was wir wirklich brauchen, ist eine Diskussion über die Ausstattung von Behörden, über die Vernetzung, um eine bessere präventive Arbeit, um psychologische und psychotherapeutische Betreuung.»
Reichinnek erwartet mehr als drei Linke-Direktmandate
Mit Blick auf die Chancen der Linken bei der Bundestagswahl am 23. Februar gab sich Reichinnek optimistisch. «Ich bin überzeugt davon, dass wir nicht nur drei, sondern mehr Direktmandate bekommen, und nicht nur fünf, sondern mehr Prozente», sagte die Bundestagsabgeordnete, die früher den Landesvorsitz ihrer Partei in Niedersachsen innehatte.
Sowohl bundesweit als auch in Niedersachsen meldete die Linke kürzlich Rekordwerte bei den Mitgliederzahlen. Deutschlandweit hat die Partei mittlerweile mehr als 81.000 Mitglieder, im Land sind es mehr als 5.000.
Als Grund für das Wachstum sieht Reichinnek eine besondere Bürgernähe. «Wir haben mit den Leuten geredet, wir haben zugehört und ihre Probleme zu unserer Politik gemacht», sagte sie. Beispielsweise stelle ihre Partei den Menschen einen Mietwucherrechner, einen Heizkostenrechner und ein Meldeportal für Mindestlohnbetrug zur Verfügung.
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