Trotz einer zuletzt schwächelnden Nachfrage nach E-Autos sieht Bundeskanzler Olaf Scholz die deutsche Automobilindustrie gut für den globalen Wettbewerb gerüstet. «Man sieht, Elektromobilität funktioniert», sagte der SPD-Kanzlerkandidat bei einem Besuch im Emder VW-Werk. Das sei eine großartige Leistung der deutschen Automobilindustrie und seiner Beschäftigten.
«Insofern müssen wir uns vor dem internationalen Wettbewerb (…) längst nicht mehr fürchten.» Scholz sagte weiter, er sei fest davon überzeugt, dass die deutschen Automobilkonzerne gezeigt hätten, dass sie diesen globalen Wettbewerb bestehen.
Im Endspurt des Bundestagswahlkampfes besuchte Scholz die Autofabrik zusammen mit Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und sozialdemokratischen Abgeordneten aus Land und Bund. Dafür fuhr er selbst mit einem roten ID.7 vor der Werkshalle 20 vor - neben ihm als Beifahrer saß Christian Vollmer, VW-Vorstand für Produktion und Logistik. «Das war jetzt schön», sagte Scholz, nachdem er aus dem Wagen ausstieg zu Journalisten.
In der Halle ließ sich der Bundeskanzler während eines Rundgangs die Fertigung von E-Autos zeigen, sprach mit Beschäftigten und legte an einer Stelle selbst Hand an, um eine Dämmmatte in einen ID.7 einzubauen.
Förderstopp für E-Autos ließ Nachfrage einbrechen
In den vergangenen Jahren baute VW die Fabrik im laufenden Betrieb zu einem Werk ausschließlich für die E-Auto-Fertigung um – als erstes Werk in Niedersachsen und zweiter Standort in Deutschland nach Zwickau. Dafür investierte der Konzern seit 2020 nach eigenen Angaben in Emden mehr als eine Milliarde Euro.
Rund 700 Fahrzeuge würden pro Tag in zwei Schichten im Emder Werk produziert, erklärte Werksleiter Enno Fehse dem SPD-Kanzlerkandidaten. «Sie könnten noch mehr», fragte Scholz zurück. Eine eindeutige Antwort bekam er nicht - doch bekannt ist, dass VW wie alle deutschen Hersteller mit schwachen Absatzzahlen und hohen Kosten für den Umstieg auf die E-Mobilität kämpft. In Deutschland war der Absatz von E-Autos nach dem abrupten Stopp der staatlichen Förderung Ende 2023 insgesamt eingebrochen. Die Bundesregierung hatte den Stopp mit Haushaltszwängen begründet.
Weltweit verzeichnete der Autobauer bei seiner Kernmarke VW im vergangenen Jahr einen Rückgang bei E-Auto-Verkäufen. Demnach wurden 2024 383.000 Elektromodelle der ID-Familie ausgeliefert. 2023 waren es früheren Angaben zufolge noch rund 394.000. Die Folge: Wegen der schwachen Nachfrage musste VW zeitweise die Bänder stoppen.
Kanzler: E-Mobilität ist genau der richtige Pfad
Scholz sagte, die in Ostfriesland bei VW produzierten Fahrzeuge seien gefragt. «Das ist genau der richtige Pfad, auf den wir eingebogen sind. Wir sollten ihn jetzt möglichst schnell weitergehen.» Für Deutschland gehe es darum, die Ladeinfrastruktur in den kommenden Jahren weiter auszubauen, an Supermärkten, Tankstellen und Zuhause. «Damit man in seinem Kopf die Frage - wo kriege ich den Strom her - nicht mehr erörtern muss.»
Produktionsvorstand Vollmer stimmte ihm zu. Er sagte: «Volkswagen steht zum Industriestandort Deutschland und Volkswagen wird auch den Pfad in die Elektromobilität fortsetzen. Wir setzen auf sie.»
Weil erleichtert über Erhalt der VW-Werke
In Ostfriesland zählt VW zu dem wichtigsten industriellen Arbeitgeber. Wie an anderen Standorten bangten im VW-Tarifkonflikt zuletzt auch in Emden die Beschäftigten um ein Fortbestehen ihres Werks.
Unternehmen und Gewerkschaft hatten sich kurz vor Weihnachten nach langem Ringen auf ein Sanierungsprogramm für die angeschlagene Kernmarke geeinigt, das den Abbau von 35.000 Arbeitsplätzen in Deutschland bis 2030 vorsieht. Der Abbau soll ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen. In den bisher nur gering ausgelasteten deutschen Werken soll die technische Kapazität an den deutschen Standorten um über 700.000 Fahrzeuge reduziert werden.
Scholz und Weil zeigten sich erleichtert, dass VW entschied, auch das Emder Werk zu erhalten. «Das ist ein Werk, das glaube ich eine große Perspektive hat», sagte Weil. Der ID.7 gewinne derzeit in vielen Tests und gewinne erkennbar Marktanteile. «Ich bin ganz sicher, wir werden hier in Emden noch sehen, dass wirklich viele, viele großartige Autos vom Band gehen.»
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