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Von Norden rollt ein Donner - Ein Roman aus der Lüneburger Heide

Im Roman «Von Norden rollt ein Donner» muss Schäfer Jannes nicht nur den Unwettern trotzen. (Illustration) / Foto: Sina Schuldt/dpa
Im Roman «Von Norden rollt ein Donner» muss Schäfer Jannes nicht nur den Unwettern trotzen. (Illustration) / Foto: Sina Schuldt/dpa

Der Roman 'Von Norden rollt ein Donner' erzählt die Geschichte des 19-jährigen Schäfers Jannes Kohlmeyer in der weiten Lüneburger Heide.

Schier endlos erstreckt sich die Lüneburger Heide. Zeit ist hier eine dehnbare Komponente. Das Landleben in der Gegend zwischen Hamburg und Hannover kommt und geht mit gemächlichen Schritten. Wegen seiner krautigen, unfruchtbaren Flächen diente das Gebiet vor allem ärmeren Menschen über Jahrhunderte zur Weide ihres Viehs. Entsprechend gibt es über die Region in Kunst und Literatur eher dunkle, rückständige und mystische Darstellungen.

So auch im neuen Buch des Niedersachsen Markus Thielemann. Er macht in seinem Zweitling «Von Norden rollt ein Donner» den 19-jährigen Schäfer Jannes Kohlmeyer zum Protagonisten seines ausgezeichnet bedächtigen Romans, der es auf die Longlist für den Deutschen Buchpreis geschafft hat. Den Hof des Vaters, dessen Demenz langsam immer deutlicher wird, managt der Junge bereits zu weiten Teilen. Während sich andere im selben Alter noch mitten in der Identitätssuche befinden, steht Jannis' Zukunft bereits fest: bukolische Idylle und harte Stallarbeit.

Der Roman feiert die Einsamkeit 

«Von Norden rollt ein Donner und verhallt. Blitzlos», steht gleich am Beginn des Romans. «Keines der Tiere zuckt, auch der Hirte nicht. Er schaut nicht einmal auf, trottet weiter.»

Der Roman feiert von Anfang an die Lang- und Einsamkeit. Die Ruhe des Textes ist zuweilen kaum auszuhalten. Immer wieder wird die Handlung über detaillierte Beschreibungen wie diese gebremst: «Auf dem Heuboden wächst Knöterich zwischen den Sparren hinein, streckt seine Ranken hellgrün in die Lichtbalken, die durch die winzigen Schrägfenster und Ritzen fallen. Von außen hängt das Dach sichtbar durch, an den Längsseiten reicht es tief hinunter, fast bis an Jannes' Stirn, und dort, wo es der ewige Schatten der beiden alten Hofeichen trifft, sind Schindeln und Fugen zentimeterdick mit Moos bewachsen.»

Ein Glanzstück der Entschleunigung 

Donner und Unwetter, die sich von Anfang an über den Roman legen, sind nur Symbole. Und auch das wahre Problem bleibt eine Chimäre: der Wolf. Obwohl dieser im Roman nie wirklich gesichtet wird, treibt er ein politisches Thema in den Text. Denn an ihm scheiden sich die Geister der ortsansässigen Bauern. Vor allem Jannis' Großvater will das Tier bekämpfen. Dabei begibt sich der Alte in die Arme völkischer Neurechter.

Thielemann gibt den Menschen, Tieren und Dingen in seinem Roman viel Raum. Der Text ist ein Glanzstück der Entschleunigung und ein faszinierender Heide-Text, der vor der verqueren Heimatideologie der Blut-und-Boden-Neuansiedler nicht zurückschreckt.

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