Verschwimmende Horizonte und Landschaften sowie verschmelzende Zwitterwesen: Eine neue Ausstellung in der Emder Kunsthalle zeigt Werke der japanisch-schweizerischen Künstlerin Leiko Ikemura. Der Titel der Schau «Floating Spheres» (deutsch: «Schwebende Sphären») stehe für das Werk und die Biografie Ikemuras, sagt die wissenschaftliche Direktorin und Vorständin der Kunsthalle, Lisa Felicitas Mattheis. «Was die Arbeiten von Leiko Ikemura ausmachen, ist das Dazwischen sein.»
Ein Motiv in Ikemuras Arbeiten ist die Suche nach der Verbundenheit der Dinge im Kosmos - und zwar über Räume und Gattungen hinweg, in Sphären, die sich überlappen. Biographisch sei das erkennbar zwischen den Kontinenten Europa und Asien, wo die international renommierte Künstlerin lebte und lebt, sagt Mattheis - aber auch an den Gattungen und Formen, die Ikemura nutzt. «Das Besondere ist auch, dass sie die einzelnen Gattungen auf Augenhöhe behandelt und sich diese auch gegenseitig beeinflussen», sagt Mattheis. So nutzt sie ihre Malerei als Grundlage für filmische Arbeiten; Fotografien sind die Basis für Skulpturen. «Dieser Sprung zwischen den Gattungen ist wirklich bemerkenswert.»
Die Ausstellung zeigt so auch eine Art Querschnitt des vielseitigen Schaffens der Künstlerin: Von Malerei und Grafik über Fotografie und Videos bis hin zu Skulpturen. Die Werke spannen einen Bogen von den 1980er Jahren bis in die Gegenwart. Insgesamt 75 Arbeiten der Künstlerin sind von diesem Wochenende an in Emden zu sehen.
Ikemura baut Ausstellung selbst auf
Sie freue sich, ihre Arbeiten in Emden zeigen zu können, sagt die Künstlerin bei einem Rundgang durch die Ausstellung. Nach einem Studium in Japan und in Spanien lebte sie zunächst in der Schweiz und zog in den 1980er Jahren nach Deutschland, wo sie bis heute lebt und arbeitet. Schon einige Tage vor der Eröffnung war sie mit ihrem Team und ihrem Mann, dem Architekten Philipp von Matt, angereist, um die Ausstellung in der ostfriesischen Seehafenstadt aufzubauen.
Und auch thematisch lassen sich überlappende Sphären in den Werken der Künstlerin finden: Schon der Auftakt der Ausstellung konfrontiert Besucherinnen und Besucher mit einem grundlegenden Thema Ikemuras: einer absoluten Naturverbundenheit. Fast drei mal drei Meter groß ist das unbetitelte Bild zu Beginn der Ausstellung von 1983: Vor einem blauen Hintergrund heben sich ein großer Baum und eine mächtige Flamme ab.
Diese frühen Werke Ikemuras, so beschreibt es die Kunsthalle, seien von einer radikalen Ausdruckssprache geprägt, die die Künstlerin in die Nähe der Jungen Wilden rückte - also einer expressiven, subjektiven und gegenständlichen Malerei in den 1980er Jahren. Später, so beschreibt es Ikemura selbst, habe sie sich von solchen großformatigen Bildern abgewandt. Nicht auf die Größe der Werke komme es an, sondern auf die Konzentration. Diese Erkenntnis sei ein Paradigmenwechsel in ihrer Arbeit gewesen, erzählt sie. Und so sind in der Ausstellung auch zartere Werke zu sehen - die oft auch viel Platz für Vorstellungen und Assoziationen der Betrachter lassen. «Ich spiele den Ball an euch zurück», sagt Ikemura.
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten