In Bremen fehlen derzeit bis zu 150 Erzieherinnen und Erzieher - und es könnte noch schlimmer kommen. Mit dem notwendigen Ausbau der Kindertagesbetreuung, den steigenden Bedarfen der Eltern und dem gesetzlichen Anspruch auf einen Ganztagsplatz für Grundschulkinder ab 2026 würden es «erheblich mehr» sein, befürchtet das Bildungs- und Kinderressort in Bremen. Es müssen deshalb deutlich mehr Fachkräfte ausgebildet werden.
Das kleinste Bundesland bemüht sich mit einer Offensive, mehr Fachkräfte für die Kinderbetreuung zu gewinnen. Die ersten 30 zusätzlichen Kindertagespflegerinnen seien am Start, die Plätze für die Ausbildung seien noch einmal deutlich erhöht worden. Die Behörde rechnet nach eigenen Angaben mit hohen dreistelligen Zahlen in den nächsten Jahren.
Der Bedarf ist da: Schon zu Beginn dieses Kita-Jahres konnten 1330 Kinder in der Stadt Bremen nicht betreut werden. Inzwischen hätten zwar viele der betroffenen Familien einen Platz ergattert, teilte das Bildungs- und Kinderressort mit. Da die Zahl der Kinder in Bremen aber weiterhin stark steige, bleibe es bei dieser Größenordnung. «Es sind jetzt andere Kinder, die noch auf einen Kitaplatz warten.»
Über die Herausforderungen und Perspektiven der Kinderbetreuung diskutieren ab Donnerstag auch Eltern, Beschäftigte und Träger auf dem Bremer Kita-Gipfel. «Jedes Kind in Bremen muss die Möglichkeit der frühkindlichen Bildung haben», teilte Kinder- und Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) vorab mit. «Um das zu schaffen, braucht es kreative Lösungen, die die unterschiedlichen Interessen berücksichtigen.»
Ein Ansatz könnte ein Modell aus dem Saarland sein: Der Verband der Kita-Fachkräfte Saar hat ein Konzept entwickelt, das Bildungs- und Betreuungszeiten trotz Fachkräftemangel gewährleisten soll. So übernehmen in den Randzeiten, zum Beispiel von 7 bis 8 Uhr, Betreuungsfachkräfte, wie die zweite Verbandsvorsitzende Susanna Schwarz-Urff erklärte. Die Bildungszeit werde komprimiert von 8 bis 15 Uhr, in den Stunden seien dann Bildungsfachkräfte im Einsatz.
Während der Bildungszeit seien die Fachkräfte ganz auf die Kinder konzentriert, sagte Schwarz-Urff. «Dann ist da niemand dabei, der die pädagogische Arbeit vor- oder nachbereitet oder irgendwelche Elterngespräche führt.» Auf diese Weise sollen die Fachkräfte entlastet werden. Dadurch könnte auch verhindert werden, dass immer mehr Erzieherinnen frustriert ihren Job aufgeben.
Das Modell habe die Arbeitnehmerkammer ins Gespräch gebracht und sei auch für Bremen denkbar, heißt es aus dem Bildungs- und Kinderressort. Somit könnten mit der gleichen Zahl an Erzieherinnen und Erziehern mehr Gruppen geöffnet werden. Das Konzept werde auf dem zweitägigen Kita-Gipfel an der Universität Bremen diskutiert. Weitere Themen seien der Einsatz von Apps und Tablets, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Inklusion.
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