Das Wissenschaftsministerium und die Volkswagenstiftung fördern Niedersachsens Hochschulen mit 265 Millionen Euro. Es sei die größte und ambitionierteste Förderinitiative, die das Land und die Stiftung jemals hatten, sagte Wissenschaftsminister Falko Mohrs (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Das Geld stammt aus dem gemeinsamen Förderprogramm «zukunft.niedersachsen».
Die Anforderungen an die Hochschulen hätten sich geändert. «Wir wollen deshalb, dass die Hochschulen für sich eine Strategie entwickeln und ihr Profil schärfen», sagte Mohrs. «Sie sollen individuelle Antworten auf diese Anforderungen geben.» Das Geld könne in den nächsten fünf bis sieben Jahren in vielen Bereichen eingesetzt werden – von Professuren, die besetzt werden könnten, bis hin zu neuen Studiengängen oder Forschungsschwerpunkten.
Minister spricht von einmaliger Chance
Der große Betrag sei vor allem der Sonderdividende aus dem Börsengang von Porsche 2022 zu verdanken. Die Stiftung erhielt einmalig 576,3 Millionen Euro. Hinzu kommen jährlich Dividenden auf mehr als 30 Millionen VW-Aktien des Landes Niedersachsen. «Wir gehen nicht davon aus, dass wir absehbar noch mal ein Förderprogramm in dieser Dimension auf die Beine stellen können», betonte Mohrs. Deshalb sei das Programm als einmalige Chance zu begreifen.
Stiftungs-Generalsekretär Georg Schütte sagte, Ziel sei es, dauerhafte Veränderungen möglich zu machen, sodass die Hochschulen am Ende besser dastehen als heute. Die Entwicklungsprozesse sollten dann aber eigenständig weiterlaufen können. «Wir machen die Universitäten modern und zukunftsfähig, damit sie für die 30er-Jahre gut aufgestellt sind.»
Strategie der Uni Oldenburg ist 22,5 Millionen Euro wert
Die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg wird laut Ministerium für ihre Strategie mit 22,5 Millionen Euro gefördert. Sie setze auf interdisziplinäre Vernetzung und Internationalisierung. Die Fakultät für Medizin und Gesundheitswissenschaften werde zu personalisierter Medizin, besseren Entwicklungschancen für Frühgeborene sowie diversitätsbewusster Gesundheitsversorgung forschen.
Außerdem wolle die Uni als Lehrstandort attraktiver werden und deshalb Lehrformate digitalisieren. «Wie in Oldenburg wird das Geld an vielen Hochschulen nicht nur in die Forschung, sondern auch in die Lehre fließen», sagte Mohrs. Oldenburgs Universitätspräsident Ralph Bruder reagierte freudig auf die Förderung: «Die Mittel aus Hannover ermöglichen uns, innovative Ideen umzusetzen, die uns dem Ziel Exzellenz einen großen Schritt näherbringen.»
Alle 20 staatlichen Hochschulen in Niedersachsen hätten Anträge gestellt, die von einer 19-köpfigen Jury bewertet wurden. Entscheidend seien Kriterien wie Innovationsgrad, wirtschaftliche und wissenschaftliche Hebelwirkung der Konzepte, Fachkräfteförderung und geplante Kooperationen gewesen. Die Antragssumme war deutlich höher als die Fördersumme, wie Schütte sagte. Beantragt wurden demnach rund 360 Millionen Euro. «Es war ein hartes wettbewerbliches Verfahren.»
Wo in Niedersachsen Nachholbedarf besteht
Sieben der Gutachterinnen und Gutachter kamen aus dem europäischen Ausland. «Sie haben uns aus internationaler Perspektive einen Spiegel vorgehalten», sagte Schütte. Die Jury sei streng gewesen und habe klar gesagt, wo sich Dinge verbessern müssten.
Mohrs fügte hinzu: «Bei der Lehrkräfteausbildung, das haben uns insbesondere skandinavische Expertinnen und Experten gesagt, müssen wir besser werden. Auch in Sachen Digitalisierung und neuen Studiengängen müssen wir moderner werden.» Trotzdem sei der Hochschulstandort Niedersachsen gut aufgestellt und konkurrenzfähig. Das zeigten auch Rankings, in denen niedersächsische Hochschulen oft gut abschnitten, sagte Mohrs.
«Aber natürlich gibt es immer Dinge, die verbessert werden können.» Der Minister gab zu bedenken, dass die Hochschullandschaft sehr breit sei. «Wir haben 20 Hochschulen, von denen auch einige kleiner und im ländlichen Raum sind.» Mithilfe der 265 Millionen Euro sollen die Hochschulen ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit ausbauen – auch um mehr Drittmittel bei internationalen Förderprogrammen, etwa der EU, einzuwerben.
Welche Hochschulen wie viel Geld bekommen
- Leibniz Universität Hannover: 22,5 Mio. Euro
- Technische Universität Braunschweig: 22,5 Mio. Euro
- Carl von Ossietzky Universität Oldenburg: 22,5 Mio. Euro
- Medizinische Hochschule Hannover (MHH): 20 Mio. Euro
- Universitätsmedizin Göttingen: 18,5 Mio. Euro
- Leuphana Universität Lüneburg: 18,5 Mio. Euro
- Hochschule Hannover: 16,25 Mio. Euro
- Universität Osnabrück: 16,25 Mio. Euro
- Hochschule Osnabrück: 16,25 Mio. Euro
- Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover: 14 Mio. Euro
- Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) Hildesheim/Holzminden/Göttingen: 14 Mio. Euro
- Hochschule für Musik, Tanz und Medien Hannover (HMTMH): 11,75 Mio. Euro
- Jade Hochschule Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth: 7 Mio. Euro
- Hochschule der Bildenden Künste (HBK): 5 Mio. Euro
- Hochschule Emden/Leer: 5 Mio. Euro
- Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaft: 5 Mio. Euro
- Technische Universität Clausthal: 5 Mio. Euro
Den Angaben zufolge soll die Georg-August-Universität Göttingen 15 Millionen Euro erhalten, vorbehaltlich der Fortführung der Strategie durch die neue Hochschulleitung. Die Stiftung Universität Hildesheim und die Universität Vechta seien gebeten worden, ihre Anträge nachzuschärfen.
Mit der Förderung erhalten die Hochschulen zusätzlich zehn Prozent ihrer Fördersumme als sogenannte Verwaltungs- und Infrastruktur-Ausgaben-Pauschale. Insgesamt fließen somit 291,5 Millionen Euro an die Hochschulen.
Zur Volkswagenstiftung
Anders als ihr Name suggeriert, ist die Volkswagenstiftung keine Unternehmensstiftung, sondern mit dem Wolfsburger Autobauer nur noch durch die Geschichte verbunden. Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Eigentumsverhältnisse des VW-Werks unklar waren, einigten sich Land und Bund darauf, Volkswagen in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Der Erlös bildete den Grundstock für die Stiftung. Heute ist sie einer der finanzkräftigsten und wichtigsten Geldgeber für Forscher in Deutschland.
Copyright 2025, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten