Niedersachsen plant erstmals, einen Wolf nach einem neuen Schnellverfahren zum Abschuss freigeben zu lassen. Nachdem am vergangenen Wochenende ein Rind in der Region Hannover gerissen wurde, soll nun eine entsprechende Ausnahmegenehmigung für den Abschuss erarbeitet werden und am Dienstag in Kraft treten, wie das Umweltministerium in Hannover am Montag mitteilte. «Um die Akzeptanz für den Wolf zu erhalten, müssen wir im Einzelfall, wo Wölfe wiederholt Probleme machen, zum Schutz der Weidetiere handeln und zwar schnell. Daher wenden wir jetzt erstmals das neue Schnellabschussverfahren an», teilte Umweltminister Christian Meyer (Grüne) mit.
Die Ressortchefs des Bundes und der Länder hatten sich im vergangenen Dezember darauf geeinigt, dass anders als bisher für den Abschuss von problematischen Wölfen nicht erst eine DNA-Analyse abgewartet werden muss. Diese Schnellabschüsse sind in Gebieten mit einem erhöhten Rissaufkommen möglich, wenn dort ein Wolf den Herdenschutz überwunden und ein Nutztier gerissen hat. Die Abschussgenehmigung gilt dann für 21 Tage nach dem Riss und in einem Umkreis von bis zu 1000 Metern um die betroffene Weide.
Wölfe stehen unter strengem Naturschutz und dürfen nur mit einer behördlichen Ausnahmegenehmigung unter strengen Voraussetzungen geschossen werden. Laut dem Umweltministerium ist Niedersachsen nun das erste Bundesland, das eine Entnahme nach dem neuen Schnellabschussverfahren umsetzt.
Bei dem Riss in der Region Hannover handele es sich «mit hinreichender Sicherheit» um einen Wolf als Verursacher, teilte das Umweltministerium mit. Demnach wurden in dem Gebiet seit 2023 mehrfach Rinder gerissen. «Der aktuelle Riss wäre somit der fünfte Riss innerhalb von neun Monaten, womit aus Sicht des Landes die Kriterien für einen Schnellabschuss erfüllt sind», teilte das Ministerium weiter mit. Das nun gerissene Rind war Teil einer Herde von rund 30 ausgewachsenen Heckrindern und einem Jungbullen.
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