Der Volkswagen-Vorstand um Oliver Blume ist bei einer Betriebsversammlung im Emder Werk für das Vorgehen in der aktuellen Krise scharf kritisiert worden. Wie der Vorstand seit drei Monaten die Mitbestimmung, die Tarifverträge und die Beschäftigungssicherung mit Füßen trete, sei in der deutschen Wirtschaftsgeschichte beispiellos, wird der Betriebsratsvorsitzende Manfred Wulff in einer Mitteilung nach der Versammlung zitiert.
Große Sorgen und Ängste vor Weihnachten
Statt am Verhandlungstisch nach Lösungen zu suchen, spitze die VW-Führungsriege den Konflikt unnötig weiter zu und sorge bei über 120.000 Familien in Deutschland vor Weihnachten für große Sorgen und Ängste, hieß es weiter aus der Seehafenstadt in Ostfriesland. Konzernvorstand Blume zeige seit Monaten, dass er kein Zukunftsbild für die deutschen Standorte habe.
In dem seit September laufenden Tarifstreit um Lohnkürzungen, Werksschließungen und Stellenabbau sind die Fronten verhärtet. Auf der Betriebsversammlung am Mittwoch in Wolfsburg hatte Blume den Sparkurs noch einmal bekräftigt, aber weiter keine Details zu konkreten Standortschließungen genannt. Das Werk in Emden wurde zuletzt häufig als gefährdet beschrieben.
Betriebsrat betont Emdens Standortvorteile
Die Versammlung am Freitag nutzte der Betriebsrat daher auch, um die Standortvorteile nahe der Nordseeküste zu betonen. «Kein Werk hat eine so gute Anbindung mit Hafen, Bahn und Straße, Industriepark und erneuerbaren Energien wie Emden», teilte die Arbeitnehmervertretung mit. Aber Volkswagen nutze die Stärken leider nicht. «Der gut ausgebaute Industriepark in Emden verwaist und Volkswagen wird in den internationalen Medien die Lachnummer Deutschlands».
Für Montag hat die IG Metall zum zweiten flächendeckenden Warnstreik bei Volkswagen aufgerufen. In Wolfsburg, wo die vierte Tarifrunde ansteht, ist unmittelbar vor Verhandlungsbeginn eine Protestkundgebung geplant.
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