Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat den Start der Verfüllung des Bergwerks in Gorleben als eine wichtige Etappe in der Geschichte der Endlagersuche bezeichnet. «Die Verfüllung ist ein wichtiges Signal für die Menschen vor Ort, die sich lange gegen die Errichtung eines Endlagers an diesem Standort gewehrt haben, der nicht wissenschaftlich bestimmt, sondern politisch gesetzt wurde», sagte die Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. Das habe bis heute viel Akzeptanz und Vertrauen zerstört.
Der jahrzehntelang als Atommüll-Endlager umstrittene Salzstock wird von diesem Freitag an mit 400.000 Tonnen Salz wieder zugeschüttet. Weil das Salz auf der nahegelegenen Halde der Witterung ausgesetzt war, muss eine Fräse nach Beschreibung der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) die Oberfläche bearbeiten, um das Salz zu lockern. In Containern soll das Salz unter Tage gebracht werden.
Kompletter Rückbau soll 2031 abgeschlossen sein
«Die Arbeiten haben gut begonnen», sagte eine BGE-Sprecherin auf Anfrage. Die komplette Verfüllung der Grube werde rund drei Jahre dauern. Danach sollen die Schächte verfüllt und das Betriebsgelände zurückgebaut. «Bis 2031 soll der komplette Rückbau abgeschlossen sein», teilte die BGE mit.
Vor gut zwei Wochen hatte das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) mitgeteilt, dass ein neuer Hauptbetriebsplan für das Erkundungsbergwerk im Landkreis Lüchow-Dannenberg zugelassen worden und damit der Weg für die geplante Verfüllung frei sei. Der genehmigte Plan sehe vor, dass die Betreibergesellschaft BGE mit Sitz in Peine bis zum 31. März 2025 dem Landesamt einen Abschlussbetriebsplan vorlegt.
Minister Meyer: Kapitel Gorleben wird im wahrsten Sinne geschlossen
«Jetzt wird das Kapitel Gorleben als Endlagerstandort im wahrsten Sinne des Wortes geschlossen», sagte Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne). Es sei ein wichtiges Zeichen, dass es bei der bundesweiten Endlagersuche nach wissenschaftlichen Kriterien bleibe und der Salzstock Gorleben als geologisch ungeeignet sehr früh aus dem Verfahren herausgefallen sei.
Das Bergwerk war ursprünglich gebaut worden, um die Eignung für ein Endlager zu untersuchen. Vor vier Jahren war der Standort im Landkreis Lüchow-Dannenberg aus der bundesweiten Suche ausgeschieden. Seit den ersten Castor-Transporten gab es im Wendland massive Proteste gegen die Einlagerung von hoch radioaktivem Müll.
Lemke: Politisch motivierte Entscheidung darf sich nicht wiederholen
«Eine solche politisch motivierte Entscheidung wie die für Gorleben darf sich nicht wiederholen», betonte Lemke. Es sei daher auch wichtig, «dass wir durch konsequent wissenschaftliches Vorgehen und transparente Kriterien das Vertrauen in die Endlagersuche wiederherstellen». Man sei auf einem guten Weg, habe einen breiten gesellschaftlichen Kompromiss über die Endlagersuche gefunden und diesen in Gesetzen verankert.
Gesucht wird ein Ort zur dauerhaften Lagerung von 27.000 Kubikmetern hoch radioaktiven Mülls, der derzeit in Zwischenlagern in verschiedenen Bundesländern steht. Der Standort soll für eine Million Jahre sicher sein. Generell kommen tiefe Ton- und Kristallinschichten sowie Salzformationen infrage. Das Umweltministerium geht davon aus, dass bis 2050 ein entsprechendes Endlager gefunden sein wird - etwa 20 Jahre später als ursprünglich geplant.
Castorbehälter in Zwischenlagern
«Wir haben Atomenergie wenige jahrzehntelang genutzt und werden noch Zehntausende Jahre den Müll davon sicher verwahren müssen», sagte Lemke. Bis Mitte dieses Jahrhunderts müsse Deutschland ein Endlager finden. Das sei man auch den Menschen in den vielen Orten mit Zwischenlagern schuldig. «Dafür werden wir das Verfahren beschleunigen, wo es möglich ist», erklärte die Ministerin. Allein in Gorleben lagern derzeit noch 113 radioaktive Atommüll-Behälter im oberirdischen Zwischenlager. Die Genehmigung für das Lager erlischt 2034.
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