Wegen mehrerer vermuteter Blindgänger müssen Tausende Menschen in Osnabrück am Sonntag evakuiert werden. Rund 14.000 Menschen müssen am Morgen bis 7.00 Uhr ihre Wohnungen verlassen - wann sie wieder in die eigenen vier Wände zurückkönnen, steht vorab nicht fest. «Es kann lange dauern», sagte ein Stadtsprecher. Es könne sein, dass der Kampfmittelräumdienst schon am Nachmittag fertig wird, die Arbeiten könnten sich aber auch bis Mitternacht hinziehen.
Auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs der Stadt soll ein neues Stadtviertel entstehen. Bei den vorbereitenden Arbeiten wurden mehrere Verdachtsfälle entdeckt. Am Sonntag sollen sie genauer untersucht und gegebenenfalls sofort entschärft werden.
Zwei Krankenhäuser betroffen
Auch zwei Krankenhäuser und drei Altenpflegeeinrichtungen befinden sich im Sperrgebiet, ebenso der Hauptbahnhof und rund 300 Gewerbeadressen - darunter auch das Osnabrücker Volkswagen-Werk. Der Hauptbahnhof wird bis zum Ende der Entschärfungsmaßnahmen gesperrt sein. Die Bahn leitet den Zugverkehr um oder bietet einen Schienenersatzverkehr an.
Zum zusätzlichen Schutz der nicht transportfähigen Patienten sollen daher rund um die Verdachtspunkte mit Wasser gefüllte Container aufgestellt werden, die im Fall einer Explosion die Druckwelle abmildern sollen, hieß es. Der Hauptbahnhof wird bis zum Ende der Maßnahmen gesperrt bleiben.
Evakuierungszentrum wird eingerichtet
Für die Menschen im Evakuierungsgebiet setzt die Stadt ab 6.00 Uhr Busse ein, die zu einem Evakuierungszentrum in einer Gesamtschule im Stadtteil Schinkel fahren. Die Stadt bittet ihre Bürgerinnen und Bürger, rechtzeitig die Wohnungen zu verlassen und hinter sich das Licht auszumachen. Wohnungen, in denen noch Licht brennt, müssen vor Beginn der Blindgängerräumung aufwendig überprüft werden, was für Verzögerungen sorgen würde.
Wer nach 7.00 Uhr im Evakuierungsgebiet angetroffen wird, muss mit einem Bußgeld von mindestens 300 Euro rechnen - maximal sind sogar 5.000 Euro möglich. Im Zweifel wird die Polizei das Gebiet räumen.
Nicht alle Patienten verlassen Klinik
Eine besondere Herausforderung ergibt sich für die in der Innenstadt gelegenen Krankenhäuser Marienhospital und das Christliche Kinderhospital Osnabrück. Das Marienhospital wird bis zum Sonntag die Anzahl der Patienten deutlich reduzieren. Die verbleibenden Patientinnen und Patienten, die aus medizinischen Gründen nicht die Klinik verlassen können, seien sicher untergebracht, versicherte eine Sprecherin. Verlegungen in andere Kliniken sind nicht vorgesehen.
Auch Geburten sind dort am Sonntag möglich, sofern die Schwangere bis zum Evakuierungsstart um 7.00 Uhr aufgenommen wurde. Die Väter müssen auch rechtzeitig im Haus sein und können die Klinik den Angaben nach bis zum Ende der Bombenentschärfung nicht mehr verlassen.
Kinderhospital bei Notfällen erreichbar
Benachbarte Kliniken in der Stadt und im Landkreis Osnabrück bereiten sich für Sonntag auf eine deutlich höhere Patientenanzahl vor. Auch umliegende Krankenhäuser im benachbarten Nordrhein-Westfalen sind informiert.
Bei lebensbedrohlichen Notfällen von Kindern soll es Rettungsdiensten immer noch möglich sein, das Kinderhospital anzufahren, wenn andere Krankenhäuser keine entsprechende Versorgung bieten können. Zudem steht für leichtere Erkrankungen ein kinderärztlicher Notdienst zur Verfügung.
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