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Menschen nehmen Abschied von Arian

Der wochenlang vermisste sechsjährige Arian aus dem niedersächsischen Bremervörde ist im engsten Kreis seiner Familie beerdigt worden. / Foto: Focke Strangmann/dpa
Der wochenlang vermisste sechsjährige Arian aus dem niedersächsischen Bremervörde ist im engsten Kreis seiner Familie beerdigt worden. / Foto: Focke Strangmann/dpa

Das Schicksal des sechsjährigen Arian aus der niedersächsischen Stadt Bremervörde bewegte sehr viele Menschen. Viele suchten, bangten und hofften. Nun nehmen Trauernde Abschied von dem toten Kind.

«Wir vermissen dich», steht auf weißen Luftballons, die in der geschmückten Kirche im niedersächsischen Bremervörde schweben. Vor dem Altar steht ein großes Bild von Arian. Der sechsjährige Junge lacht auf dem Foto. «Du bist nicht mehr da, wo du warst, aber du bist überall, wo wir sind - Mama und Papa mit Aaron», steht auf einem Blumengesteck.

Nach dem Tod des rund zwei Monate lang vermissten Jungen ist das Kind im engsten Kreis der Angehörigen beerdigt worden. Zeitgleich konnten sich Trauernde in der katholischen St. Michael Kirche in Bremervörde verabschieden. Die Räumlichkeiten wurden im Auftrag von Arians Familie geschmückt - mit vielen Blumen, Kränzen, brennenden Kerzen und Luftballons, auch in Form eines Flugzeugs, eines Dinosauriers und einer Friedenstaube. 

Auf einem großen Bildschirm wurden Fotos aus dem Leben des autistischen Kindes gezeigt. Die Bilder zeigten Arian als Baby, als Kleinkind und größeren Jungen im Alltag und bei Ausflügen. Auf vielen Fotos lacht der Junge herzlich - während er mit Bauklötzen, Flugzeugen oder Dinosauriern spielt.

Trauer und viel Mitgefühl

Menschen betraten die Kirche und nahmen Abschied von dem Kind. Im Kondolenzbuch wünschten sie der Familie Kraft und vermerkten, dass sie Arian nie vergessen werden. «Warum konnte ich dich nicht rechtzeitig finden?», schrieb eine Frau, die an der intensiven Suche nach dem Jungen beteiligt war. «Du hättest noch so viele Abenteuer erleben können», hieß es auf einer anderen Seite.

Es sei hilfreich, diesen Ort für ein stilles Gedenken zu haben, sagte der evangelische Pastor Simon Laufer, der in der katholischen Kirche Ansprechpartner für die Medien war. So könnten die Menschen ihre Gefühle ausdrücken.

Mehr als 30.000 Euro Spenden 

Die Beerdigung des Jungen war nichtöffentlich. Zum Schutz der Familie gab die katholische Gemeinde den genauen Ort nicht bekannt. Eine Freundin von Arians Familie hatte für die Bestattung im Internet Geld gesammelt. Das Spendenziel von 12.000 Euro wurde weit übertroffen, nach Angaben auf der Internetseite kamen rund 33.000 Euro zusammen. Die Summe, die nicht für die Beerdigung gebraucht wird, soll an Einrichtungen und Organisationen gehen, die sich um die Unterstützung von verwaisten Familien, Trauma-Arbeit mit Kindern und Kindern mit Autismus kümmern. «Wir möchten die Spenden auch nutzen, um den Vereinen, Verbänden, Institutionen zu danken, die bei der Suche nach Arian geholfen haben», heißt es auf der Seite weiter. Die konkrete Verwendung werde in Abstimmung mit Arians Familie festgelegt.

Riesige Suchaktion ohne Erfolg

Arian verschwand am 22. April abends aus seinem Zuhause in Bremervörde. Die Polizei ging davon aus, dass der Junge selbstständig weglief und leitete schnell eine große Suche ein. Hunderte Kräfte von Feuerwehr, Polizei, Deutscher Lebens-Rettungs-Gesellschaft und zahlreiche Freiwillige durchkämmten die Gegend rund um Arians Wohnhaus. Sie suchten tagsüber, nachts, an Land, aus der Luft und im Wasser. Zeitweise beteiligte sich auch die Bundeswehr. Im Einsatz waren zudem Suchhunde, Drohnen, Boote, ein Hubschrauber und ein Tornado-Flugzeug. Um die Aufmerksamkeit des Jungen mit Autismus zu bekommen, brannten Einsatzkräfte Feuerwerk ab, spielten Kinderlieder, hängten Luftballons und Süßigkeiten auf. Doch das Kind blieb verschwunden. 

Ende Juni entdeckte ein Landwirt beim Mähen einer Wiese Arians Leiche - nur wenige Kilometer von dessen Zuhause entfernt. Die Todesursache nannten die Ermittler zum Schutz der Familie nicht.

Die Beerdigung und das stille Gedenken in der Kirche sind aus Sicht des Pastors Simon Laufer eine Art Abschluss für die lange Zeit, in der das tragische Schicksal des Jungen unklar war. Dies könne hilfreich sein - auch wenn die Trauer und das tiefe Gefühl des Verlustes die Familie sicher ihr ganzes Leben lang prägen werde.

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