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Frachter rammt Windrad - Mängel bei Seeraumüberwachung

Der Kapitän, der mit seinem Frachter gegen das Windrad krachte, schlief laut dem Untersuchungsbericht auf der Brücke ein. (Symbolbild)  / Foto: Ingo Wagner/dpa
Der Kapitän, der mit seinem Frachter gegen das Windrad krachte, schlief laut dem Untersuchungsbericht auf der Brücke ein. (Symbolbild) / Foto: Ingo Wagner/dpa

Auf der Nordsee kommt ein Frachtschiff vom Kurs ab und kracht in eine Windkraftanlage. Ein Untersuchungsbericht zeigt, nicht nur an Bord gab es Fehler, auch in der zuständigen Verkehrszentrale.

Nachdem ein Frachter in der Nordsee vor der Insel Juist eine Windkraftanlage gerammt hat, geht ein Untersuchungsbericht von menschlichem Fehlverhalten an Bord als eine Unfallursache aus. In dem Bericht werden zudem Mängel bei der Seeraumüberwachung durch die zuständige Verkehrszentrale benannt, wie aus der Untersuchung der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchungen (BSU) in Hamburg hervorgeht. Dass der 73 Meter lange Frachter im April 2023 vom Kurs abkam, wurde demnach nicht erkannt. 

Der Untersuchung zufolge kam es nach einem Wachwechsel zu dem Unfall. «Die Anfahrung ereignete sich, als der Kapitän planmäßig Brückenwache ging, aufgrund permanenter Übermüdung seine Nahrungsergänzungsmittel verwechselte und einschlief», heißt es in dem Bericht. Eine zuvor eingeleitete Kursänderung des Schiffes, die später zur Kollision mit dem Windrad führte, wurde nicht wieder verändert. Das Schiff fuhr im Autopiloten, der Kapitän war allein auf der Brücke. Erst durch die Kollision wachte er laut dem Bericht auf.

Frachter ändert Kurs um 20 Grad

Der mit Getreide beladene Frachter war auf der Nordsee auf dem Weg von Polen nach Belgien. Er fuhr im sogenannten Verkehrstrennungsgebiet Terschelling-German Bight, einer Wasserstraße vor den Inseln, in westlicher Richtung. Während dieser Fahrt wurde der Kurs um 20 Grad geändert. Warum es überhaupt dazu kam, konnte die Untersuchung nicht aufklären. 

Etwa eine halbe Stunde später verließ der Frachter deshalb zunächst die Wasserstraße und fuhr auf den Windpark Gode Wind 1 zu. Rund eineinhalb Stunden nach der Kursänderung rammte der Frachter schließlich die Windkraftanlage. Das Windrad wurde leicht beschädigt, am Frachter selbst klaffte danach ein metergroßes Loch in der Außenhaut des vorderen Rumpfes. Der Kapitän steuerte danach den Emder Hafen an. Verletzt wurde niemand. 

Alarmtöne in Überwachungszentrale ausgeschaltet

In einer Überwachungszentrale des Windparkbetreibers Ørsted wurden nach der Kursänderung des Schiffes mehrere Alarme ausgelöst. Laut dem Unternehmen hatte ein Nautiker diese Alarmmeldungen allerdings nicht bemerkt, offenbar da die Alarmtöne stumm gestaltet waren.

Auch in der zuständigen Verkehrszentrale der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes in Wilhelmshaven, die den Schiffsverkehr überwacht, wurde dem Bericht zufolge weder der Kollisionskurs des Schiffes noch der Zusammenstoß selbst erkannt. 

Ein wachhabender Nautiker war dort krankheitsbedingt an dem Tag ausgefallen, ohne Ersatz mussten Kollegen die Überwachung des Seeraums deshalb priorisieren. «Die Konzentration wurde daher auf Verkehre gelegt, die die Küste ansteuern oder kreuzende Kurse fahren», heißt es in einer Stellungnahme der Schifffahrtsverwaltung in dem Bericht. 

Offensichtlich habe die verbleibende Besetzung mit einem Nautiker vom Dienst und drei Nautischen Assistenten nicht ausgereicht, um den unüblichen Kurs des Frachters zu bemerken, schreibt die Bundesstelle in ihrer Analyse. Die Behörde empfiehlt deshalb, als eine Erkenntnis aus dem Unfall unter anderem schnell ausreichend Ersatzpersonal für die Verkehrszentrale vorzuhalten.

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