In der Fußball-Bundesliga bahnt sich ein überraschender Manager-Wechsel an. Der VfL Wolfsburg trennte sich am Mittwoch mit sofortiger Wirkung von seiner Vereinsikone Marcel Schäfer. Kurz zuvor hatten die «Wolfsburger Nachrichten» und der «Kicker» berichtet, dass dem 39 Jahre alten Sport-Geschäftsführer ein Angebot von RB Leipzig vorliegt. Darauf reagierte der Volkswagen-Club in nur wenigen Stunden. Denn pikant an diesem möglichen Wechsel ist auch, dass beide Clubs an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) in Leipzig aufeinandertreffen.
Schäfer habe «den Aufsichtsrats-Vorsitzenden Frank Witter über seinen Wechselwunsch und eine damit verbundene vorzeitige Beendigung seines bestehenden Vertrages als Geschäftsführer Sport informiert», heißt es in der Mitteilung des VfL. «In Anbetracht aller Umstände wurde vereinbart, dass Marcel Schäfer seine Aufgaben mit sofortiger Wirkung ruhen lässt. Um die sportlichen Belange kümmert sich Sportdirektor Sebastian Schindzielorz in engem Schulterschluss mit Cheftrainer Ralph Hasenhüttl. Die volle Konzentration gilt den anstehenden sportlichen Aufgaben.»
Eine Mitteilung von acht Zeilen Länge und ohne jede weitere Würdigung: Mehr blieb von der langjährigen Bindung zwischen den Wolfsburgern und ihrem Meisterspieler von 2009 vorerst nicht übrig. Schäfer spielte von 2007 bis 2017 für den VfL und kehrte 2018 nach seinem US-Gastspiel als Sportdirektor zurück. Am 1. Februar 2023 wurde er als Nachfolger von Jörg Schmadtke zum Geschäftsführer befördert. Seine große Identifikation mit Stadt und Verein hat der gebürtige Aschaffenburger immer wieder betont.
Die Zusammenarbeit von Schäfer und Schmadtke war auch lange eine Erfolgsgeschichte. Sie übernahmen den Club nach zwei Fast-Abstiegen und führten ihn mit den Trainern Bruno Labbadia und Oliver Glasner bis in die Champions League. Gleichzeitig reduzierten sie die immensen Personalkosten und bauten ein junges Team mit hohem Marktwert auf.
Seit Glasners Weggang zu Eintracht Frankfurt 2021 ging aber sportlich vieles schief. Die Nachfolger Mark van Bommel, Florian Kohfeldt und Niko Kovac erfüllten die Erwartungen nicht mehr. Trotz des jüngsten Trainerwechsels von Kovac zu Ralph Hasenhüttl steht der VfL nur fünf Punkte vor dem Relegationsplatz. Schäfer verlässt folglich einen Abstiegskandidaten - und nicht wie von Mutterkonzern VW erhofft einen Club, der dauerhaft um einen Platz im internationalen Wettbewerb mitspielt.
In Leipzig ist der Posten des Sport-Geschäftsführers seit der Trennung von Max Eberl im vergangenen September nicht mehr besetzt. Der Club sucht einen Nachfolger. Sportdirektor Rouven Schröder ist in diese Suche nach seinem künftigen Vorgesetzten auch eingebunden. Nach dpa-Informationen steht eine Einigung mit einem Wunschkandidaten aber noch aus. Nach der Entwicklung vom Mittwoch könnte die Verpflichtung Schäfers allerdings nur noch eine Frage der Zeit sein.
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