Die Grünen-Politikerin Marie Kollenrott wurde 2024 im Europawahlkampf in der Göttinger Innenstadt am Wahlkampfstand ihrer Partei von einem Mann angegriffen - nun macht sie wieder Wahlkampf. «Ich werde mich nicht verkriechen», sagte die niedersächsische Landtagsabgeordnete. Sie verspüre keine Angst.
Als direkt gewählte Abgeordnete sehe sie es als ihre Pflicht an, sich dem öffentlichen Diskurs zu stellen, sagte die 40-Jährige, die am vergangenen Wochenende auf dem Göttinger Markplatz Werbung für ihre Partei machte. «Das bin ich den Wählerinnen und Wählern schuldig.» Zwar sei sie am Wahlkampfstand inzwischen etwas wachsamer, besondere Sicherheitsvorkehrungen gebe es aber nicht.
Ende Mai hatte ein damals 66-Jähriger Kollenrott am Grünen-Wahlkampfstand angegriffen und verletzt. Später wurde er vom Landgericht Göttingen unter anderem zu einer Geldstrafe von 1600 Euro verurteilt. Das Urteil ist rechtskräftig.
Kollenrott: Angriff galt nicht mir persönlich
Kollenrott ist sich sicher, dass Politiker anderer Parteien ein Auge aufeinander haben und sich gegenseitig unterstützen, sollte es erneut eine Attacke geben. Beim Angriff auf Kollenrott schritt damals etwa ein SPD-Politiker ein. Die Politiker und Politikerinnen des demokratischen Spektrums in Göttingen würden sich schließlich alle gut verstehen. «Am Wahlkampfstand tauschen wir auch mal Schokolade untereinander.»
Unter anderem durch Gespräche mit Politikerinnen verschiedener Parteien, die ähnliches erlebten, sei ihr zudem klar geworden: «Der Angriff galt nicht mir persönlich, sondern richtete sich gegen eine demokratische Politikerin.» Aus ihrer Sicht stehen diese Taten unter anderem im Zusammenhang mit einer radikaler werdenden rechten Szene.
Letztlich habe die Attacke sie darin bestärkt, gegen Rechtsextremismus und Radikalisierung vorzugehen. So brauche es eine bessere Infrastruktur und mehr Geld in den Taschen der Menschen, um Populismus und radikalen Parteien den Nährboden zu nehmen, sagte sie.
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