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Geständnis im Prozess um versuchten Totschlag bei Bauerndemo

Bei einem Bauernprotest soll ein Autofahrer einen Mann angefahren haben. (Archivfoto) / Foto: Jan Woitas/dpa
Bei einem Bauernprotest soll ein Autofahrer einen Mann angefahren haben. (Archivfoto) / Foto: Jan Woitas/dpa

Anfang des Jahres blockierten Bauern bundesweit die Straßen. Einem Autofahrer soll der Geduldsfaden gerissen sein. Die Vorwürfe gegen ihn wiegen schwer.

Er soll Gas gegeben und einen Landwirt angefahren haben: Ein Angeklagter hat vor dem Landgericht Oldenburg gestanden, eine Blockade mit Treckern mit dem Auto durchbrochen zu haben. «Ich kann nur betonen, dass ich nie das Ziel hatte, einen Menschen zu verletzen», sagte der 46-Jährige zu Prozessbeginn. Die Staatsanwaltschaft geht von versuchtem Totschlag aus. 

In Sorge um Ehefrau mit schwerer Behinderung

Nach einer Nachtschicht war der Leiharbeiter am 8. Januar gerade auf dem Heimweg, wie der Verteidiger im Namen seines Mandanten schilderte. Er habe dringend nach Hause gewollt, um zu schlafen und sich später um seine Ehefrau mit schwerer Behinderung zu kümmern. Er sei noch nicht weit gekommen, als Landwirte seinen Weg blockierten. Sie hätten seine Sorgen nicht ernst genommen und seien körperlich überlegen gewesen. «Ich habe fürchterlich Angst gehabt», ließ er über seinen Anwalt verlesen. Doch er konnte passieren.

Auf der Bundesstraße 72 bei Friesoythe (Landkreis Cloppenburg) sei der Angeklagte erneut aufgehalten worden, trug der Verteidiger weiter vor. Wieder habe er seine Situation erklärt, sei aber nicht zu den Demonstranten durchgedrungen. «Die Stimmung war aufgeheizt.» Er habe versucht, mit seinem Auto zwischen zwei Traktoren durchzufahren und habe dabei die beiden Fahrzeuge touchiert. Den Landwirt habe er erst bemerkt, als dieser auf der Windschutzscheibe gelegen sei. «Mir tut es aufrichtig leid», sagte der Angeklagte. An mehr könne er sich nicht erinnern.

Warnung an andere Landwirte: «Pass auf, der fährt uns um!»

Der Landwirt selbst hat die Tat noch genau vor Augen, wie er vor Gericht schilderte. Er habe sich mit Kollegen an einer Feuertonne gewärmt und Tee getrunken, als ein Auto hupend an anderen Fahrzeugen vorbeifuhr. Als er sich ein Bild von der Situation machen wollte, habe er noch die Warnung eines anderen Bauern gehört: «Pass auf, der fährt uns um!» 

Eine zuschlagende Autotür, quietschende Reifen, ein Knall. «In dem Moment ging alles ganz schnell», berichtete der 36-Jährige. Er sei mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe geschlagen und habe sich an der Motorhaube festgeklammert. Dann sei er vor dem Auto auf den Boden gefallen und habe noch versucht zu fliehen - ohne Erfolg. Der Wagen habe ihn mehrere Meter mitgeschleift und sei schließlich über sein linkes Bein gerollt. 

Staatsanwaltschaft: Geringe Verletzungen grenzen an ein Wunder

Der Landwirt stieß sich nach eigenen Angaben das Steißbein, erlitt offene Verletzungen an beiden Händen und am linken Unterschenkel. Das Krankenhaus habe er nach einer Nacht wieder verlassen, bei der Arbeit sei er für einen Monat ausgefallen. Noch immer schwelle sein Bein an, vor dem Prozess habe er mit Schlafstörungen zu kämpfen gehabt. 

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, den Tod des Landwirts in Kauf genommen zu haben. Es grenze an ein Wunder, dass der Mann nicht weiter verletzt wurde. Ein Urteil wird Mitte Dezember erwartet.

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