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Mehr Alleinerziehende in Armut

Der Schatten von einem Mann und einem Kind sind auf einer Straße mit einem Pfeil zu sehen. / Foto: Julian Stratenschulte/dpa/Archivbild
Der Schatten von einem Mann und einem Kind sind auf einer Straße mit einem Pfeil zu sehen. / Foto: Julian Stratenschulte/dpa/Archivbild

Der Sozialverband Deutschland bezeichnet die steigende Zahl der in Armut lebenden Alleinerziehenden in Niedersachsen als erschreckend.

Der Anteil der in Armut lebenden Alleinerziehenden ist in Niedersachsen seit 2019 gestiegen. 40,1 Prozent der Menschen in dieser Gruppe bezogen 2023 Bürgergeld, wie aus einer Datenuntersuchung der Bertelsmann-Stiftung hervorgeht. 2019 lag der Wert demnach noch bei 35,7 Prozent. Sozialverbände reagieren mit Forderungen, um das zu ändern.

Der Anteil der von Armut zumindest gefährdeten Menschen unter den Alleinerziehenden lag in Niedersachsen im vergangenen Jahr bei 43 Prozent, wie aus der Analyse weiter hervorgeht. Von allen Familien machten Alleinerziehende 19,6 Prozent aus, wobei der Anteil der alleinerziehenden Mütter mit 80,6 Prozent deutlich über dem der Väter lag. Paare sind den Angaben nach deutlich seltener von Armut betroffen. Die Stiftung wertete für ihre Ergebnisse Daten vom Statistischen Bundesamt sowie von der Bundesagentur für Arbeit aus.

«Die Zahlen sind erschreckend und machen deutlich, dass Alleinerziehende mit Minijobs, niedrigen Löhnen und einer schlechten Kinderbetreuung im Regen stehen gelassen werden», kritisierte der Vorstand des Sozialverbandes Deutschland (SoVD) in Niedersachsen, Dirk Kortylak. Der Verband fordert demnach von der niedersächsischen Landesregierung nicht nur bessere Betreuungs- und Bildungsangebote, sondern auch die Eindämmung des Niedriglohnsektors. «Untersuchungen zeigen, dass die Betreuungszeiten in niedersächsischen Kitas besonders kurz sind. Das ist gerade für Alleinerziehende ein großes Problem», sagte Kortylak.

«Armut ist kein Naturphänomen»

Ähnlich äußerte sich die Landesarmutskonferenz Niedersachsen am Dienstag. Der Zusammenschluss von Verbänden und Gewerkschaft forderte zudem 20 Milliarden Euro jährlich für die Kindergrundsicherung. Weitere Forderungen waren ein Mindestlohn von 15 Euro, eine Vermögensabgabe für Superreiche oder die Gleichstellung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt, unter anderem durch die Abschaffung von Minijobs, Quoten oder Teilzeitausbildungen

«Armut und die daraus folgende Bedrohung von Demokratie ist kein Naturphänomen, sondern ein politischer Prozess und politisch veränderbar», kritisierte der Geschäftsführer der Landesarmutskonferenz, Fabian Steenken. Wer Alleinerziehenden mit Kindern in Armut die notwendige Unterstützung verweigere, zementiere die wachsende Spaltung zwischen Arm und Reich und fördre darüber hinaus Demokratieverdruss. Er betonte, dass Armut erhebliche Folgekosten für die Gesellschaft habe, etwa bei Transferleistungen oder im Gesundheitsbereich.

Bremen widerspricht dem Trend

Im kleinsten Bundesland Bremen ging der Anteil der in Armut lebenden Alleinerziehenden hingegen zurück. 2019 bezogen dort noch 62,8 Prozent aller Menschen in dieser Gruppe Bürgergeld, 2023 dann 54,8 Prozent. Bundesweit ist das allerdings weiterhin der Spitzenwert. Armutsgefährdet waren 2023 in Bremen 55,1 Prozent der Alleinerziehenden. Die Gruppe machte im Zwei-Städte-Staat 23,5 Prozent aller Familien aus. In den allermeisten Fällen lebten auch dort Mütter mit den Kindern zusammen.

Bremen liegt den Angaben nach anders als Niedersachsen nicht im bundesweiten Trend. Denn: Zwischen 2019 und 2023 stieg der Anteil der Alleinerziehenden, die in Deutschland in Armut leben, von 34,6 auf 37,2 Prozent, wie die Stiftung mitteilte. Betroffen sind meist Mütter. Knapp die Hälfte aller Kinder in Deutschland aus Familien, in denen Bürgergeld bezogen wird, lebten mit nur einem Elternteil. Gründe für die Armut sind den Angaben nach unter anderem ausfallende Unterhaltszahlungen oder ein zu geringer Lohn trotz Vollzeitbeschäftigung. Zudem ist der größere Anteil der in Armut lebenden Alleinerziehenden hingegen laut der Untersuchung auch auf Geflüchtete aus der Ukraine zurückzuführen, bei denen es sich oft um Mütter mit Kindern handelte.

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