Auf Niedersachsens Weihnachtsmärkten wird das Angebot immer vielfältiger. Längst gibt es nicht mehr nur Bratwurst, Pommes und Glühwein, sondern beispielsweise auch heißen Gin oder Lachs vom Lagerfeuer. Dies stellt die Lebensmittelkontrolleure der Städte und Landkreise vor neue Herausforderungen. Beim Thema Wein bekommen sie Unterstützung vom Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves).
Welche Voraussetzungen bestehen, um ein Getränk Glühwein zu nennen, wird nämlich auf europäischer Ebene geregelt. Glühwein muss zwischen 7,0 und 14,5 Prozent Alkohol enthalten und darf nur aus Rot- oder Weißwein hergestellt werden. Für die Zusammensetzung des wärmenden Getränks gibt es rechtliche Vorschriften.
Ob die EU-Verordnung über aromatisierte Weinerzeugnisse auf Niedersachsens Weihnachtsmärkten eingehalten wird, überprüft Moritz Kröning vom Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves). Er ist einer der beiden Weinkontrolleure des Landes Niedersachsen. Die Proben von den Weihnachtsmärkten analysiert der 47-Jährige nicht nur im Labor in Braunschweig, sondern er kontrolliert auch Glühweinstände, etwa in Hannover.
Von Jahr zu Jahr weniger Mängel
Am Feuerzangenbowle-Stand aus Bremen in der Nähe der Marktkirche hat Kröning nichts auszusetzen. In den Kupferkesseln, in denen das Getränk warm gehalten wird, befinden sich Behälter aus Edelstahl. Damit wird verhindert, dass ungewollte Stoffe in die Bowle gelangen könnten. Bei den Kontrollen würden von Jahr zu Jahr weniger Mängel festgestellt, berichtet Kröning. Im vergangenen Jahr war von landesweit 39 Proben nur eine bei der Testung auf Schwermetalle auffällig gewesen.
Mit der Temperatur von rund 70 Grad ist der Kontrolleur zufrieden. Die Heißgetränke dürfen nicht zu stark erhitzt werden: Bei 78 Grad verdampft Alkohol. Der Ingenieur für Weinbau probiert das Getränk, ohne zu schlucken. «Im Geschmack ist die Feuerzangenbowle sehr schön weinig und hat diese leichte Rum-Aromatik, die sie haben muss - ideal», ist sein Kommentar.
«Bei Susi» gibt's italienischen Merlot mit Gewürzen
Auch am zweiten Stand finden Kröning und der Lebensmittelkontrolleur der Stadt Hannover, Thomas Rautenberg, keine Mängel. «Glühwein bei Susi» ist seit mehr als 50 Jahren ein Treffpunkt auf dem Weihnachtsmarkt der Landeshauptstadt. Die Besucher können miterleben, wie in einem großen Topf italienischer Merlot mit Gewürzen wie getrocknete Orangenschalen, Nelken, Sternanis, Zimt und Zucker zubereitet wird.
Standbetreiberin Jessica Arnold füllt die Gewürze in ein großes, metallenes Tee-Ei und versenkt dieses im Glühwein-Topf. «Das ist wie bei einer Suppe, manchmal nehme ich ein paar Nelken mehr, manchmal weniger Zucker», sagt sie. An dem Stand gibt es auch ein Getränk, das mit Rum getränkte Kirschen enthält - eine Hommage an Arnolds vor zwei Jahren verstorbene Mutter Susanne (Susi), der Namensgeberin des Standes.
Jeder Stand mit kulinarischem Angebot wird kontrolliert
Das kulinarische Angebot auf dem Weihnachtsmarkt wird immer vielfältiger. «Ein Trend sind vegetarische und vegane Sachen wie gebratenes Gemüse», berichtet der gelernte Koch und Küchenmeister Rautenberg. Die Lebensüberwacher der Stadt Hannover sind in verschiedenen Teams unterwegs und überprüfen in der Adventszeit alle Stände mit Essen und Getränken. «Das ist ganz schön komplex», sagt der 53-Jährige. Auch Allergene und Zusatzstoffe müssen ausgezeichnet sein.
Auch das Getränke-Angebot hat sich aufgefächert. Heißer Gin, italienischer Winzer-Glühwein, weißer Beerenglühwein Glögi – die Besucherinnen und Besucher haben die Qual der Wahl. Rautenberg schätzt die Zahl der Stände mit kulinarischem Angebot auf etwa 150 auf Weihnachtsmärkten im gesamten Stadtgebiet. Allein 188 Stände gibt es auf dem Weihnachtmarkt in Hannovers Altstadt, damit ist der Markt einer der größten in Niedersachsen.
Die Lebensmittelkontrolleure werden auch aktiv, wenn sich Bürgerinnen und Bürger konkret über einen bestimmten Stand beschweren. «Wir gehen jeder Beschwerde nach», betont Rautenberg. In den meisten Fällen erhärte sich aber der Verdacht nicht, dass zum Beispiel Hygienevorschriften nicht eingehalten würden.
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