Im laufenden Tarifkonflikt hat die Gewerkschaft IG Metall die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie im Norden zu einem «Küstenaktionstag» und weiteren Warnstreiks am Donnerstag aufgerufen. «Eine gute Lösung am Montag wird nur möglich sein, wenn das Geld stimmt», sagte der Verhandlungsführer der IG Metall Küste, Daniel Friedrich. Der Arbeitgeberverband Nordmetall warnte indes vor den wirtschaftlichen Auswirkungen des Arbeitskampfes, die es nicht leichter machten, eine konstruktive Lösung zu finden.
Geplant sind laut der Gewerkschaft am Donnerstag Demonstrationszüge und Kundgebungen in 21 Städten in Bremen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern. Die größte Aktion finde mit drei Demonstrationszügen in Bremen statt.
Nordmetall: Gewerkschaft verursacht «Küstenschadenstage»
Beschäftigte aus neun Betrieben in Niedersachsen wollen mit der Fähre vom Anleger Blexen nach Bremerhaven fahren, hieß es. In Schleswig-Holstein seien etwa Kundgebungen in Kiel, Lübeck und Wahlstedt angekündigt. Beschäftigte aus Mecklenburg-Vorpommern wollen Aktionen in Rostock, Laage und Gadebusch durchführen. In Hamburg sollen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus acht Betrieben vor dem Werkstor des Werftgeländes von Blohm+Voss treffen.
Schon jetzt seien in der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie durch die Warnstreiks gut 36.000 Arbeitsstunden verloren gegangen, sagte die Verhandlungsführerin der Arbeitgeber, Lena Ströbele. Der letzte sogenannte Küstenaktionstag der Gewerkschaft in der Tarifauseinandersetzung vor zwei Jahren habe sogar fast 114.000 Arbeitsstunden gekostet. «Wenn die IG Metall Küste morgen wieder Produktionsausfälle in Millionenhöhe provoziert, dann ist das mitten in der Wirtschaftskrise unverständlicher denn je», sagte Ströbele. «Küstenschadenstage dieser Art brauchen wir gerade jetzt gar nicht.»
Differenzen bei den Forderungen
Nach drei ergebnislosen Verhandlungsrunden zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern zeichnet sich allerdings eine Einigung ab. Die IG Metall plant eine gemeinsame Verhandlungsrunde der Bezirke Küste und Bayern am 11. November in Hamburg. Dort seien die bisherigen Verhandlungsrunden mit den Arbeitgebern deutlich kooperativer verlaufen als in den anderen Tarifgebieten, wie die Gewerkschaft am Freitag erklärte.
Die IG Metall fordert bundesweit für die 3,9 Millionen Beschäftigten sieben Prozent mehr Geld sowie 170 Euro mehr Vergütung für Auszubildende bei einer Vertragslaufzeit von einem Jahr. Die Arbeitgeber bieten bislang nach neun Nullmonaten ab Juli 2025 eine Tariferhöhung um 1,7 Prozent und ab Juli 2026 um weitere 1,9 Prozent an, bei einer Vertragslaufzeit von 27 Monaten.
«Auf sieben Prozent zu beharren, die schon bei ihrer Aufstellung im Frühsommer zu hoch waren, ist vor dem Hintergrund massiv geschrumpfter Auftragsbücher, stark steigender Kosten und anhaltend schlechter politischer Rahmenbedingungen sehr unklug», sagte Ströbele. «Sinnvoll wäre es, wenn die Gewerkschaft ihre Warnstreiks jetzt abbläst und stattdessen mit uns am 11. November in Hamburg die Verhandlungen zu einem vernünftigen Ergebnis bringt.»
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