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Weitere Betroffene melden sich nach Veröffentlichung des Forschungsberichts über Missbrauchsnetzwerk in der Jugendhilfe

Der Ergebnisbericht des Forschungsprojekts. / Foto: Annette Riedl/dpa
Der Ergebnisbericht des Forschungsprojekts. / Foto: Annette Riedl/dpa

Jahrzehntelang kam es in der deutschen Kinder- und Jugendhilfe zu strukturellem Missbrauch. Ein neuer Bericht deckte im Februar das Ausmaß der Vorfälle auf. Das blieb nicht ohne Folgen.

Nach der Veröffentlichung eines Forschungsberichtes über ein deutschlandweites Missbrauchsnetzwerk in der Kinder- und Jugendhilfe haben sich weitere mutmaßliche Betroffene gemeldet. Nicht alle der geschilderten Vorfälle stünden unmittelbar mit den Machenschaften rund um den Sozialpädagogen Helmut Kentler in Verbindung, wie das zuständige Forschungsteam der Universität Hildesheim der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Darüber hinaus hätten auch weitere Zeitzeugen mit den Wissenschaftlern Kontakt aufgenommen. Derzeit sei das Aufarbeitungsteam dabei, Gespräche mit Zeitzeugen und Betroffenen zu führen und alles, was hereinkomme, zu sammeln, zu sortieren und zu systematisieren. Dabei soll den Angaben zufolge überlegt werden, «wie es in welcher Weise weitergehen kann».

Die Wissenschaftler hatten im Februar im Auftrag des Landes Berlins einen neuen Forschungsbericht über das Missbrauchsnetzwerk um Kentler veröffentlicht. Kentler, der 2008 verstarb, glaubte, dass sich pädophile Männer als Pflegeväter besser um ihre Schützlinge kümmern würden als andere Pflegeeltern. Ab den 1960er Jahren wurden Kinder und Jugendliche gezielt an vorbestrafte Pädokriminelle vermittelt. Das mittlerweile zweite Forschungsprojekt der Uni zeigte, dass zu dem Netzwerk nicht nur die Berliner Kinder- und Jugendhilfe gehörte, sondern auch Beteiligte aus Hochschulen, Forschungsinstituten, Bildungs- und Ausbildungsinstitutionen sowie der evangelischen Kirche.

Berliner Jugendverwaltung will bundesweiten Aufarbeitungsprozess

Die Akteure hätten entweder sexualisierte Gewalt ausgeübt, aktiv ermöglicht oder wissentlich geduldet. Bei der Vorstellung des Berichts machten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler deutlich, dass die Aufarbeitung nicht zu Ende sei und Betroffene sich weiter bei dem Team melden könnten.

Nach Angaben der Berliner Jugendverwaltung soll die Aufarbeitung auch auf politischer Ebene weitergehen. Dafür sei eine bundesweite Aufarbeitung «dringend» erforderlich, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Während der Jugend- und Familienministerkonferenz der Bundesländer, die im Sommer stattfinden soll, möchte die Berliner Behörde daher einen Antrag auf eine bundesweite Aufklärung stellen. «Ziel ist es, die Weiterführung des Aufarbeitungsprozesses voranzutreiben und alle Bundesländer einzubinden, denn nur eine Aufarbeitung auf Bundesebene kann neue Erkenntnisse bringen.»

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